Trend IV: Starkes Make-up

Die Farbe kehrt ins Gesicht zurück: Malerei im kleinen Rahmen. Die Künstlerin Boo Ritson zeigt, wie's geht.

Für meine Bilder stehen meistens Freunde Modell. Ich stelle mir immer vor, wer diese Menschen sein könnten, so als ob ich sie noch nie in meinem Leben gesehen hätte. Für meine Arbeiten verwende ich einfache Wandfarbe. Ich folge mit dem Pinsel den Strukturen der Gesichter und hebe die markanten Stellen mit viel Farbe hervor. Dabei kommen Persönlichkeiten heraus, die mit dem tatsächlichen Menschen überhaupt nichts mehr zu tun haben. Das ist für mich das Spannende: Wenn sich jemand durch meine »Schminktechnik« verwandelt. Die neu geschaffene Person halte ich auf einem Foto fest, solange die Farbe auf der Haut noch feucht glänzt.Die besten Gesichtspartien für Farbe sind die Lippen und die Augen. Klar: Rot nie aufs Auge und Blau nicht auf die Lippen, das wäre zu fern der Realität. Aber auch starkes Make-up funktioniert im Alltag wie eine Maske: Im besten Fall kommt man seinem Wunsch-Ich näher. Ich spreche nicht von dezentem Make-up, das einfach nur Makel verschwinden lässt und Vorzüge betont, sondern von farbigem Make-up, mit dem man sich komplett verwandeln kann. Großartig finde ich Dita von Teese, die Tänzerin und Ex-Frau von Marilyn Manson. Die intensiv geschminkten Augen, der Porzellan-Teint, die roten Lippen: immer gleich, starr, puppenhaft. Nur eine Kunstfigur.

Boo Ritson Ritsons Ausstellung »Hot-Dogs and Heroes« ist ab 15. März in der David Risley Gallery in London zu sehen. Die Künstlerin hat auf dem Bild für uns den Trend »Starkes Make-up an sich selbst umgesetzt. Foto von Andy Crawford: Courtesy of Boo Ritson and David Risley Gallery, London