Die US-Webseite PornHub gibt an, im vorigen Jahr hätten Nutzerinnen und Nutzer weltweit über 4,392 Milliarden Stunden Pornos dort geschaut. Dies ist nach einer Rechnung des US-Nachrichtenmagazins »Time« ziemlich exakt »doppelt so lang, wie es homo sapiens auf der Erde gibt«.
Diese schier unbegreifliche, geradezu kosmische Zahl gibt Anlass zu einigen Fragen.
Was, wenn irgendwo im Universum seit 4.392.486.580 Stunden die Entwicklung des homo sapiens von einer überlegenen außerirdischen Spezies als ein einziger Porno geschaut wird, mit der ersten Hälfte von ca. 2,2 Milliarden Stunden als Ladezeit? Genauer gesagt, vom berühmten Internet-Meme namens »Regel 34« ausgehend, die da lautet: »Wenn es existiert, gibt es Porno davon« (»Time« nennt Gartenzwerge, Flugsaurier und Pandas als Beispiele). Also: Was, wenn es nicht nur alles, was im Universum existiert, als Porno gibt, sondern wenn es das Universum insgesamt nur als Porno gibt? Wenn also alles, was im Universum passiert, irgendjemandes Porno ist?
Was, wenn die Bewohner der Erde die einzigen Wesen im ganzen Universum sind, die dies nicht wissen, weil alle anderen sehr viel weiterentwickelt sind und ein auf manigfache Weise ganz anderes Lust- und Zeitempfinden haben?
Was, wenn jedes Detail des Lebens auf der Erde nur ein mikroskopisches Detail im Pornofilm einer überlegenen außerirdischen Rasse ist, wenn wir also alle im übertragenen Sinne nur flüchtige Schatten im Faltenwurf einer achtlos beiseitegetretenen Bettdecke im großen Porno des Universums sind, unwichtig fürs große und ganze, aber dennoch ein Teil davon?
Und wenn auf der Erde der durchschnittliche Internetpornokonsum sechs Minuten und 29 Sekunden dauert, wo auf dieser Zeitachse befinden wir uns jetzt im außerirdischen Sinne? Noch in der ersten oder zweiten Minute? Und wenn ja, worin wird dann entsprechend der kosmische Stellungswechsel bestehen, der ja alle paar Minuten im Porno vollzogen werden muss?
Was nun aber andererseits, wenn wir uns sozusagen bereits ohne es zu merken dem Ende des irdischen Pornos nähern, wenn also möglicherweise jenes überlegene außerirdische Wesen mit dem uns völlig unbegreiflichen Lust- und Zeitempfinden fast fertig ist mit dem Schauen des über vier Milliarden Stunden langen Pornos, den wir ihm aufführen? Oder wenn es von einer Sekunde auf die andere das Interesse verliert? Oder wenn seine Mutter reinkommt? Und worein überhaupt? Und woher? Und wer wiederum sieht dann dieses Wesen und seinen Planeten als kosmischen Porno, und wo hört das alles auf? Und war der Urknall das, was passiert ist, als der letzte Porno vorüber war?
Fragen, die nicht einmal ein TED-Talk beantworten kann, außer vielleicht einer, der 4.392.486.580 Stunden dauert, aber das würde gegen die berühmte 18-Minuten-Regel verstoßen, die Veranstalter sind sehr streng.
Fragen aber übrigens auch, die dazu führen, dass Menschen vor ihnen in andere Aktivitäten fliehen, nicht zuletzt im Internet, weshalb wir dieses Jahr möglicherweise die 5-Milliarden-Stunden-Grenze durchbrechen.
Illustration: Eugenia Loli