Kein Orgasmus unter dieser Nummer

Ein Vibratorhersteller möchte, dass das Smartphone Teil unseres Sexlebens wird. Kommt es dazu, werden wir das Handy wirklich nie mehr aus der Hand legen können.

Wie niedlich es da liegt und ruht. Die Flanken glänzen, nur ein paar Fingerabdrücke sind zu sehen. Ein wunderbarer Begleiter, ganz ohne Probleme beim Einschlafen. Kein Wälzen, kein Grunzen, kein Schnarchen. Nur wenn irgendjemand von außen denkt, diese Ruhe stören zu müssen, bewegt es sich. Das Handy, des Menschen engster Verbündeter.

Die Firma Motorola hat neulich mehr als 7000 Menschen zu ihrem Telefon befragt und 60 Prozent erklären, dass sie ihr Smartphone mit ins Bett nehmen. Das Telefon hat so einen hohen Stellenwert, dass mehr als die Hälfte zugab, im Falle eines Brandes eher das Handy zu retten als ihre Katze. Und einer von sechs Usern kann noch nicht mal unter der Dusche darauf verzichten.

Bald wird es noch einen weiteren Grund geben, das Telefon keinesfalls aus der Hand zu legen. Und der heißt Blush. Blush ist ein Vibrator, doch das an sich ist noch kein Grund zu erröten (außer man ist in dem Alter, in dem über Sexzubehör noch gern gekichert wird). Dieses Gerät lässt sich ganz traditionell per Hand oder aber über eine App steuern, die man mittels seines Smartphones oder gar der Apple Watch bedient. Der Schleudergang, also die Vibration und Intensität, lässt sich mit dem Handy steuern. Das macht nur wenig Sinn, wenn man alleine mit Madame Blush zu Hause ist, sondern ist vielmehr für Paare gedacht, die sich aus der Ferne gern haben.

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Man kann das Gerät sogar dem Rhythmus seines Lieblingsliedes anpassen - obwohl die Frage gestellt werden darf, ob man ein Lied wirklich mit dem Unterleib erkennen kann. Jump von Kriss Kross oder Thunderstruck von AC/DC? Zum Glück gibt es »Wetten dass...« nicht mehr.

Doch in Zeiten, in denen ein Schüler sogar das E-Mail-Konto des CIA-Chefs John Brennan hacken konnte, darf man auch ein wenig unruhig werden. Woher soll man bitte wissen, ob gerade der Partner auf Dienstreise das Gerät aus der Ferne bedient - oder ein Teenager aus Oregon? Und wenn es zu einem ungewollten Partnertausch kommen sollte: Darf man dem anderen dann Fremdgehen vorwerfen?

John Brennan, der CIA-Chef, kann froh sein, dass neulich nur seine E-Mails gehackt wurden. Denn hätte sich jemand sein Smartphone geschnappt, bestünde auch eine große Wahrscheinlichkeit, dass die Welt von seinen sexuellen Vorlieben erfahren hätte. Die Webseite Pornhub wertete nämlich kürzlich die Gewohnheiten ihrer User aus und entdeckte, dass Android-User auffallend oft nach pornografischen Anime-Filmen suchen, während Apple-User deutlich häufiger nach Bondage- und Fetisch-Videos Ausschau halten. Vielleicht weckt der Kampf mit Softwareaktualisierungen und der iCloud-Verwaltung ja den Wunsch nach Bestrafung.

Das erklärt dann allerdings auch, warum 22 Prozent der eingangs erwähnten Befragten ein Wochenende lang eher auf Sex verzichten würden als auf das Telefon.

Illustration: Eugenia Loli