Schnelle Liebe

Drei Minuten? Zwei Minuten? Eine Minute? Wie lange muss ein Quickie sein, damit er keine Enttäuschung ist? 

Drei Minuten. Ein magischer Zeitraum, so scheint es. In drei Minuten kann man ein Hemd bügeln, sich auf einer Nachrichtenseite das Wichtigste des Tages zusammenfassen lassen, es gibt ein Drei-Minuten-Brot und die Drei-Minuten-Meditation. Außerdem hat die zierliche Amerikanerin Molly Schuyler 2014 in knapp drei Minuten ein zwei Kilogramm schweres Steak verputzt –  freiwillig. Sie sehen: In kurzer Zeit lässt sich einiges erledigen.

Drei Minuten. So lange dauert auch ein Durchschnittsquickie. Also der spontane, schnelle Sex - ohne frisch rasierte Beine, Schmeicheleien oder ein Glas Sekt vorneweg. Hose runter, los geht’s.

Sex in drei Minuten wird durchaus als zufriedenstellend wahrgenommen, so das Ergebnis einer Studie der Universität Penn State Erie. Dafür wurden Mitglieder der Society for Sex Therapy and Research dazu befragt, wie lange Sex zu sein hat. Ohne Vorspiel, aber das fällt beim Quickie ja ohnehin weg, nur der Zeitraum der Penetration sollte bewertet werden. Eine gute Nachricht, denn schnell ein bisschen Sex ist immer noch besser als überhaupt keiner.

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Allerdings darf man sich durchaus die Frage stellen, wie kurz ein Quickie sein darf, bevor er kein Quickie mehr ist, sondern: eine Enttäuschung. Gemeint sind jetzt nicht die Zeiten, in denen die jugendliche Aufregung verhinderte, dass das ganze Unterfangen zwischen zwei Menschen nicht länger dauerte als einmal Schuhe zubinden. Schwamm drüber.

Gehen wir in die Küche: Natürlich müssen es – im übertragenden Sinn – nicht immer geschmorte Rinderbacken sein, auch ein Wurstbrot hat seine Berechtigung. Denn stundenlang am Herd zu stehen und zu warten, bis das Fleisch zart ist, sich Vorspeise und Nachspeise zu überlegen und den Tisch schön zu decken, ist nicht immer ein sinnliches Erlebnis. Es kann, einmal darf es gesagt sein, auch wirklich nerven. Manchmal hat man Hunger und der will gestillt sein. Schnell.

Was nicht heißt, dass man sich keine Mühe geben muss. Also der Quickie, der gar nicht versucht, die Drei-Minuten-Grenze je sprengen zu wollen, und ebenso wenig Interesse daran hat, den anderen an dem Vergnügen teilhaben zu lassen. Ein Wurstbrot ist mit weniger Aufwand verbunden als geschmorte Rinderbacken, aber satt werden sollte man trotzdem. Ein lieblos geschmiertes Brot, das man halb gekaut im Stehen herunterwürgt, kann man sich sparen. Dafür ist der Aufwand zu groß: Brotscheibe abschneiden, Kühlschrank auf, Butter und Wurst raus, Messer aus der Schublade. Da macht der Senf oben drauf keinen Unterschied mehr.

Selbstverständlich muss jetzt niemand auf den Wecker schielen. Es geht ja auch nicht darum, die drei Minuten voll zu bekommen. Da trügt uns unser Zeitgefühl ohnehin. Der Urologe Frank Sommer hat in einer Befragung herausgefunden, dass die durchschnittliche Sexdauer bei Paaren, die mindestens zwei Jahre zusammen lebten, bei - genau - drei Minuten (und einer Sekunde) lag. Interessant dabei: für Männer dauerte der Sex gefühlt 4:31 Minuten und für Frauen sogar 5:33 Minuten. Es bleibt zu hoffen, dass dies eine gute Nachricht ist.

ILLUSTRATION: EUGENIA LOLI