Name: Frauke Thielking
Geboren: 1977, Minden
Ausbildung: Kommunikationsdesign- und Fotografiestudium an der FH Dortmund
Homepage: www.frauking.de
SZ-Magazin: Es ist schon verblüffend, wie ähnlich sich einige Familienmitglieder sehen können – wie haben Sie Ihre Modelle gefunden?
Frauke Thielking: Ich kannte alle jüngeren Protagonisten. Ihre Verwandten waren so nett mitzumachen und haben sich sogar für mich ausgezogen.
Warum war Ihnen das wichtig?
Das Nacktsein vermittelt eine gewisse Vertrautheit zwischen den Generationen. Es lässt die Bilder purer wirken und lenkt nicht von den Gesichtszügen ab. Außerdem wollte ich auch den Zustand der Haut, der sich im Laufe des Lebens verändert, zeigen. Um die physiognomischen Gemeinsamkeiten so deutlich wie möglich zu machen, haben die Modelle außerdem auf Make-up verzichtet.
Sind die Bilder am Computer nachbearbeitet worden?
Ich habe keine Leberflecken weggestempelt oder nachträglich einen Weichzeichner-Filter über die Bilder laufen lassen, wenn Sie das meinen. Die Makel sind ja Teil dessen, worum es mir in »Generationen« ging. Außerdem war die Arbeit analog. Ich sperre mich gegen die extreme Form der Retusche. Diese idealisierte Fashionwelt prägt das Bild der Gesellschaft schon viel zu stark. Die Mädchen identifizieren sich mit diesen aalglatten Barbiepuppen und verlieren den Bezug zu ihrem wirklichen Körpergefühl. Mir persönlich gefallen authentische Modearbeiten. Es darf ruhig ein bisschen trashig sein.
Sie fotografieren immer Mutter und Tochter oder Vater und Sohn – es gibt doch auch Ähnlichkeiten zwischen den Geschlechtern.
Bestimmt! Mein Vater und ich haben die gleichen blauen Augen und sehen uns viel ähnlicher als meine Mutter und ich. In dieser Arbeit habe ich aber versucht, durch das gleiche Geschlecht die Überschneidungen in der Physis und den Alterungsprozess noch mehr zu betonen.
Worauf haben Sie bei den Ähnlichkeiten am meisten geachtet?
Ich würde sagen auf die Augen und den Mund. Mich interessiert aber auch, wie sich das Leben in den Gesichtszügen abzeichnet. Man kann viel in Gesichtern erkennen, zum Beispiel ob ein Mensch offen oder zurückhaltend ist. Als Vorbereitung für meine Fotoreihe habe ich viel über Physiognomik und Phrenologie von Johann Caspar Lavater und Carl Huter gelesen.
Hebt sich diese Arbeit von Ihren anderen Projekten ab?
Ich habe davor schon eine artverwandte Reihe mit fremden Doppelgängern gemacht. Mittlerweile inszeniere ich meine Bilder stärker, doch »Generationen« war eher eine dokumentarische Arbeit. Ähnlichkeiten und Wiederholungen faszinieren mich aber nach wie vor.
Wie denken Sie selbst über das Altern?
Ich habe kein Problem mit dem Altwerden. Ich denke nicht daran, wie viele Falten mein Gesicht später einmal haben wird, sondern freue mich auf die neuen Erfahrungen, die mein Leben bereichern werden. Das klingt jetzt aber kitschig. Da! Schon wieder eine.
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