Name: Aslam Husain
Alter: geboren 1986 in Victoria, British Columbia (Canada)
Ausbildung: Master in Theater an der Universität Essex
Wohnort: London
Website: aslamhusainphotography.com
SZ-Magazin: Sie sind eigentlich Porträtfotograf. Was hat Sie dazu gebracht, die Proteste gegen den Brexit zu dokumentieren?
Aslam Husain: Nachdem die Ergebnisse des Referendums bekannt gegeben wurden, war ich in einer Art Schockzustand. Ich hab mir nicht all zu große Hoffnungen gemacht, dass die Proteste etwas ändern würden, aber ich wollte dabei sein. Als ich zu dem March for Europe ging, wollte ich als Bürger dabei sein. In meiner Rolle als Fotograf wollte ich diese Solidarität für Europa einfangen, die mich umgeben hat.
Die meisten Leute in Ihren Bildern lächeln, obwohl sie über den Ausgang des Referendums enttäuscht sind.
Ja, das ist das Komische an diesen Protesten. Da ist immer eine gewisse Heiterkeit und Solidarität. Mich haben am meisten die Bilder überwältigt, die ich von den jüngeren Teilnehmern gemacht habe. Von jungen Erwachsenen, Jugendlichen, sogar Kindern. Deren Reaktion ist am ehrlichsten und bewegendsten. Die britischen Kinder aus Europa. Die europäischen Kinder in Großbritannien. Ihre Zukunft hängt in der Schwebe und das wissen sie. Sie wollen zeigen, wofür sie kämpfen. Natürlich war da auch viel Wut und dem Gefühl, verraten worden zu sein. Ich bin selbst wütend. Farage und Johnson haben das Feuer gelegt und waren dennoch nicht auf den Brand vorbereitet.
Wie wird sich der Alltag durch den Brexit ändern?
Für Künstler wird es schwer. Denn für sie ist die EU nicht nur eine ökonomische Gemeinschaft, sondern es ist primär eine kulturelle Zusammenarbeit, von der sie profitieren. Allein die ganzen Zuschüsse der EU für künstlerische Projekte. Der größte Verlust, zumindest für mich, ist die Freiheit, sich in der EU frei bewegen zu können. Das verhindert ein Stück weit auch, dass sich englische Künstler mit anderen in Europa austauschen können. Das ist bestürzend. Außerdem fürchte ich, dass Großbritannien das verliert, was ich an diesem Land am meisten mag: den Multikulturalismus. Alle meine Vorfahren lassen sich auf Großbritannien zurückführen und dennoch, der Tag, an dem die Referendum Ergebnisse veröffentlicht wurden, war der erste Tag meines Leben in England, an dem ich mich wie ein Ausländer hier gefühlt habe. Das war schockierend.
Fotos: Aslam Husain