Name: Paul Ripke
Geboren: 1981 in Heidelberg
Ausbildung: BWL-Studium ("Es gibt viele Fotografen, die gescheitert sind, weil sie von Betriebswirtschaft keine Ahnung haben"), Autodidakt
Homepage: www.paulripke.de
SZ-Magazin: Herr Ripke, haben Sie selber ein Kind?
Paul Ripke: Ja, meine Tochter ist auf einem der Fotos zu sehen, das Mädchen mit dem Schnuller.
Hat Ihre Tochter Sie zu der Fotostrecke inspiriert?
Es war anders. Also, ich habe einmal Profifußballer für eine Charity-Aktion fotografiert, zur Weltmeisterschaft 2010. Während der Nachbearbeitung haben wir einfach mal die Köpfe größer und kleiner gemacht, das war durchaus lustig, dann haben wir die Köpfe einzelner Spieler getauscht - dabei kamen wir auf die Idee, das Ganze mit Kindern und Erwachsenen zu probieren. Es gab damals glaube ich schon die Webseite manbabies.com, wobei wir die Idee nicht geklaut haben, das möchte ich dazu sagen. Und unsere Bilder sind viel aufwendiger nachbearbeitet.
Wie aufwendig denn?
Erstmal haben wir beim Styling darauf geachtet, dass die Kleidung der Eltern nicht zu erwachsen aussah. Wirklich schwer war es, bei jedem Foto immer für zwei mitzudenken, die beiden Gesichtsausdrücke müssen ja zusammenpassen. Darum haben wir auch nicht nur ein Foto gemacht, sondern erstmal nur die Körper fotografiert, um abzustimmen, wie der Erwachsene das Kind hält. Dann haben wir die beiden Köpfe einzeln fotografiert. Es muss ja alles zusammenpassen, die Lichtrichtung etwa, oder die Drehrichtung.
Wieso haben Sie nur sehr kleine Kinder fotografiert? Mit einem Teenager hätte das Gesichtertauschen doch auch lustig und überraschend aussehen können.
Das geht nicht mit jedem Alter. Neugeborene und Babies sind zu jung für die nötige Gestik und Mimik. Ideal ist das Alter von eineinhalb bis drei Jahren, da stimmen die Proportionen noch nicht, die Kinder sind klar als Kind erkennbar. Übrigens klappen die Fotos auch nicht mit jedem Erwachsenen - Tätowierungen gehen etwa nicht, das verwirrt den Kopf zu sehr, wir haben es ausprobiert.
Diese Fotostrecke zeigt sehr gut, was mit moderner Bildbearbeitung und einem guten Team möglich ist. Reizt Sie als Fotograf die klassische, also unbearbeitete Fotografie noch?
Ich bin ein Kind des digitalen Zeitalters, ich kann gar nicht mehr eine Großbildkamera benutzen. Also gebe ich kein Foto heraus, dass nicht nachbearbeitet ist. Ich möchte das Gesehene optimieren - und ich finde übrigens das Argument, dass Nachbearbeitung keine Fotografie mehr sei, falsch. Natürlich ist das Fotografie, unsere gesamte Welt ist optimiert, warum also nicht auch die Fotografie?
Geht es ihnen nur darum die Illusion des Fotos zu perfektionieren? Oder auch - was ja öfters kritisiert wird - die Schönheit eines Menschen?
Schon beides. Ich mache vor allem Werbefotografie, mein Job ist es, einen Menschen so gut wie möglich aussehen zu lassen, dafür benutzen wir alle vorhandenen Hilfsmittel.
Fotografieren Sie lieber oder haben Sie mehr Freude an der Nachbearbeitung?
Ich selber mache nur mehr die grobe Nachbearbeitung, die Detailarbeit verlangt einen Vollprofi - dem ich dann schon sage, was er machen soll. Ich nehme immer so um die 20 Prozent der Nachbearbeitung zurück. Die Bildbearbeiter kennen ja das Original nicht. Aber mir macht das Fotografieren viel mehr Freude, ich will mich mit Menschen umgeben. Es ist übrigens ein immer wieder lustiger Moment, wenn die Bildbearbeiter, die oft ein bis zwei Tage an einem Bild sitzen, dann die fotografierte Person im echten Leben treffen und merken: "Oh, den gibt es ja wirklich".
Ist Nachbearbeitung, etwa am Foto einer Schauspielerin, nicht ein Art unschönes Kompliment?
Nein, wenn jemand einen tollen Ausdruck in den Augen hat, soll man einfach nicht an einer Hautunreinheit hängen bleiben.
Haben Sie abschließend einen Tipp für Anfänger bei der Bildbearbeitung?
Schauen Sie fünf Sekunden auf das Bild - dann schreiben Sie sich auf, was Sie stört, sprich: rote Augen, ein roter Fleck auf der Haut. Mit einfachen Nachbearbeitungsprogrammen kann man schon einiges verbessern.