Name: Rebecca Sampson
Geboren: 02.05.1984
Ausbildung: Studium an der Ostkreuzschule für Fotografie, Berlin
Website: http://www.rebeccasampson.com/
SZ-Magazin: St. Pauli, Deutschland, Türkei – die Fußballspieler auf Ihren Fotos tragen ganz unterschiedliche Trikots. Wie kommt diese Mischung zustande?
Rebecca Sampson: Mein Fotoprojekt war eine Langzeitarbeit zum Thema Blindenfußball. Dafür habe ich zwischen 2011 und 2013 verschiedene Fußballspiele fotografiert und Mannschaften begleitet. Darunter waren Freundschafts- und Bundesligaspiele, ebenso wie Länderspiele zwischen Nationalmannschaften.
Was unterscheidet Blindenfußball vom konventionellen Spiel?
Ganz grundsätzlich: Der Ball hat eine Glocke, das Spielfeld ist kleiner und von Banden umgeben und auf dem Feld sind pro Mannschaft neben vier blinden Spielern ein sehender Torwart. Um miteinander zu kommunizieren wird viel gerufen - von den Spielern selbst, sowie vom sehenden Trainer am Spielfeldrand, der das Spiel dirigiert - was Blindenfußball wahnsinnig aufregend und spannend macht. Während des Spiels kann es natürlich auch mal recht brutal zugehen, wenn zwei Spieler mit voller Wucht ineinander laufen. Blinde sind fähig, tollen Fußball zu spielen, sowie ein normales Leben zu führen. Leider werden sie im Alltag oft mit den Vorurteilen und Ängsten ihres Umfeldes konfrontiert, während ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten häufig übersehen werden.
Und gegen diese Vorurteile möchten Sie ankämpfen?
Ja, ich möchte einen neuen Blickwinkel ermöglichen. Ich arbeite gerne mit Menschen, die von der Gesellschaft als nicht der Norm entsprechend wahrgenommen werden und möchte ihnen über die Fotografie eine Stimme geben. Am liebsten fotografiere ich Gruppen, die ungern vor der Kamera stehen. In diesem Zusammenhang habe ich mich gefragt: Wie begegnen blinde Menschen einer Kamera, was halten sie vom Medium Fotografie und wie fühlt es sich als Fotograf an, jemanden mit der Kamera zu verfolgen, der einen gar nicht sieht und dann ein Foto zu machen, das er auch nicht sehen wird? Ich war erstaunt, wie offen der Umgang mit dem Medium war, manche von ihnen benutzen selber Kameras um wichtige Augenblicke festzuhalten und um sie mit anderen teilen zu können.
Und wie sind Sie dann mit den fertigen Arbeiten umgegangen?
Das Interesse der Spieler an den Bildern war sehr groß. Nachdem alle ihre Fotos bekommen haben, saßen wir beisammen und haben ausführlich darüber geredet. Dadurch habe auch ich eine ganz neue Erfahrung mit dem Medium gemacht, denn bisher war es nie erforderlich, meine Fotografien so detailliert in Worte zu übersetzen.
Fotos: Rebecca Sampson