Name: Johannes Graf
Jahrgang: 1979
Ausbildung: Sport-Studium, Freier Assistent bei Michael Munique
Kontakt: www.johannes-graf.com
SZ-Magazin: Im Gegensatz zu Ihrer B-Boy-Reihe (die untere Bildstrecke, Anmerkung der Red.), die sehr natürlich wirkt, ist die B-Side-Story (die obere Fotoserie) wie gemalt.
Johannes Graf: Ja und das ist auch so gewollt. Es waren zwei sehr unterschiedliche Herangehensweisen an die Projekte. Die B-Side-Story ist komplett inszeniert, die Bilder waren vorher schon auf Papier skizziert und der technische Aufwand relativ hoch. Wir mussten einen großen Teil tagsüber fotografieren, wobei die Geschichte eher in der Dämmerung spielt. Das war fotografisch manchmal nicht ganz leicht und auch in der Retusche wurde noch sehr viel bearbeitet. Der künstliche Look ist zum einen natürlich als Anlehnung an den Musical-Klassiker West Side Story zu verstehen, zum anderen soll er durchaus auch die Kunst oder das Inszenierte am Tanzen unterstreichen. Dagegen wirkt Ihre zweite Fotoserie wie Aufnahmen aus den siebziger Jahren...
Das täuscht. Die B-Boy Reihe ist auf einem Breakdance-Battle in Kopenhagen entstanden. Ich habe da Jacky, der asiatische Tänzer aus der anderen Fotostrecke, begleitet, um ein bisschen mehr in die Szene eintauchen zu können. Die Bilder sind bei einem freien Training der eingeladenen Tänzer entstanden. Ich habe da diese total „coolen" B-Boys erlebt, von denen man eher erwarten würde, dass sie Mitglieder einer Gang sind als dass sie tanzen, die andererseits aber auch wahnsinnig sympathisch und offenherzig sind und die darüber hinaus sehr hart für ihre Sache trainieren. Genau diese Diskrepanz wollte ich mit den Bildern rüberbringen.
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Ihre Arbeiten konzentrieren sich auf Menschen die auffallend attraktiv sind. Ist „Schönsein" ein Kriterium, um von Ihren fotografiert zu werden?
„Schönsein" ist durchaus wichtig für mich. Wobei für mich vieles schön sein kann, fernab vom gängigen Schönheitsideal. Menschen, die etwas besonders gut können sind für mich wahnsinnig schön, daher werde ich auch nächstes Jahr wieder ein Projekt mit Tänzern machen oder auch eine Portraitreihe mit einer Opernregisseurin. Vielleicht ist „Schönsein" auch das falsche Wort. „Interessantsein" trifft es vielleicht besser. Letztendlich versuche ich bei freien Arbeiten immer ein interessantes, kraftvolles Bild mit einer guten Idee zu machen und diese Idee entscheidet dann am Ende auch darüber wen ich für meine Bilder brauche beziehungsweise wer eben interessant dafür ist.
Ihre Bilderreihen scheinen immer eine Geschichte zu erzählen.
Ja, ich brauche für meinen Bilder immer einen roten Faden und ich hoffe, dass die ein oder andere Strecke auch zum Nachdenken, Schmunzeln, Lächeln anregen kann, denn das ist es, was Bilder für mich persönlich ausmachen: sie müssen mich berühren, sei es auf humorvolle, ernsthaft oder melancholische Art und Weise. Es ist mir dabei aber egal ob ich die Geschichte noch erfinden muss, wie bei einer inszenierten Reihe oder ob die Geschichte schon da ist und nur noch fotografisch dokumentiert werden muss, wie bei einer Fotoreportage. Beides macht mir gleich viel Spaß.