Schön gruselig

Fotografie hat im SZ-Magazin schon immer eine herausragende Stellung eingenommen. Daher stellen wir Ihnen hier junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Juliane Eirichs unheimliche Schneelandschaften aus Deutschland und ihr poetisches Tagebuch aus Korea.

Name: Juliane Eirich
Jahrgang:
1979
Ausbildung:
Fachakademie für Fotodesign München, Hongik University Seoul
Website:
www.julianeeirich.com
Frau Eirich, Ihre Fotoserie "Snownight" ist nachts entstanden. Was fasziniert Sie an dieser Tageszeit?
Manche Orte entfalten ihre Schönheit erst nach der Dämmerung. Zum anderen ist Nachtfotografie ein langsamer, ruhiger und präziser Prozess, der gut zu meiner Persönlichkeit und meiner Art zu arbeiten passt. Ich kann mich nachts besser konzentrieren als am Tag, auch weil ich da sowohl akustisch als auch visuell weniger abgelenkt bin.

Ihre Bilder zeigen nur Dunkelheit und Stille. Hätten Menschen darauf gestört oder von der eigentlichen Aussage und Kraft der Fotos abgelenkt?
Mich interessiert das Aufeinandertreffen der vom Menschen gemachten Umwelt und der Natur. Die vom Menschen beeinflusste Umwelt erzählt viel über Menschen, auch wenn diese gar nicht anwesend sind. Die Orte auf meinen Bildern gehen auf verschiedene Arten eine Beziehung zur Natur ein, wobei es vom Betrachter abhängt, wie er diese Beziehung empfindet. Inwiefern?
Bleiben wir bei der "Snownight"-Serie. Sie ist durch das halb freudige, halb melancholische Gefühl entstanden, nach einem langen Auslandsaufenthalt wieder in der Heimat zu sein. Für mich erzählen die Fotos von Sicherheit, Kindheit, Ruhe. Aber je nachdem, was er erlebt hat, könnten sie auf jemand anderen genauso gut geheimnisvoll oder sogar gruselig wirken.

Ihre zweite Strecke, die wir zeigen, heißt "Korea Diary". Wie können wir uns dieses Tagebuch vorstellen?
Ich hatte mir vorgenommen, in meiner Zeit in Südkorea jeden Tag ein Bild zu machen. Natürlich ist nicht jeder Tag gleich schön oder interessant. Aber durch das Projekt war ich gezwungen, dennoch irgendetwas zu finden, was meine Aufmerksamkeit weckte. Oft ist mir das schon tagsüber gelungen, und weil ich wirklich kein weiteres Foto machte, sind viele Aufnahmen eben bei Tag entstanden.

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Das ist sicher auch angenehmer als loszuziehen, wenn es dunkel ist, oder?
Meistens ist Nachtfotografie ruhig und entspannend. Ein Freund oder eine Freundin kommt auf Motivsuche mit, wir unterhalten uns und oft kommen dabei gute Gespräche zustande. Es kann jedoch auch harte Arbeit sein, vor allem im Schnee, wenn es sehr kalt ist. Oder wenn jemand die Polizei ruft, weil er denkt, dass ich etwas Verbotenes mache. Aber sogar dann weiß ich, dass ich als Belohnung die Bilder haben werde.

Die Fotos von Juliane Eirich sind noch bis zum 6. März in der Galerie Schuster in Berlin zu sehen, Heidestraße 46, Mittwoch bis Freitag 13 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 16 Uhr.

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