Zu Hause bei den Messies

Wir stellen Ihnen jede Woche junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Fara Zetzsche, die den Alltag einer Familie mit "Vermüllungssyndrom" dokumentiert.

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Von außen sieht das Haus der Familie wie ein ganz gewöhnliches Haus aus, bis auf die Holzplatten. Sie werden gerade von der Familie ausgemistet, normalerweise...
...lagern sie im Sommerhaus. Das »Messie-Syndrom« ist eine psychische Störung, die sich unter anderem durch zwanghaftes Sammeln, Unordentlichkeit und Probleme mit der Zeiteinteilung äußern kann. Beide Elternteile leiden daran.
Diese Familie lagert lediglich Gegenstände, die ihnen vielleicht eines Tages nützlich sein könnten. Die Grenze zwischen brauchbar und unbrauchbar ist wie auch bei allen anderen Familien vorhanden, nur ist sie verschoben. Die Familie stößt beim Ausmisten immer wieder auf vergessene Dinge, wie hier auf Briefe und Papierunterlagen.
Das Haus macht einen sehr unordentlichen Eindruck, allerdings herrscht eine gewisse Ordnung in der Unordnung. Die meisten Räume des Hauses dienen als Abstellräume...
...So auch das Schlafzimmer der Eltern, indem lediglich das Bett freigeräumt bleibt.
Vater und Mutter sind bereits seit 20 Jahren verheiratet. Sie haben zusammen 12 Kinder, von denen 6 nicht mehr zu Hause wohnen.
Obwohl der Mann manchmal das Gefühl hat, seine Frau sei etwas zu unordentlich, ändert das nichts an seiner Liebe zu ihr.
In der Küche wird regelmäßig gefegt, abgewischt und die Kinder müssen ihr Geschirr jedes Mal in die Spülmaschine stellen. Vergammeltes Essen wird weggeworfen, lediglich Gegenstände belagern die Küche.
Das Jugendamt hat den Eltern für zwei Kinder vorübergehend das Sorgerecht entzogen. Nur deshalb versuchen sie ständig, etwas an ihrer Wohnsituation zu ändern. Beide sagen jedoch, dass sie sich im Haus wohl fühlen.
Die Kinder spielen meistens draußen, ...
... in der Wohnung ...
... oder schauen Fernsehen und spielen Playstation.
Das Kinderzimmer muss von den Kindern regelmäßig aufgeräumt werden.

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Name: Fara Phoebe Zetzsche
Alter: 26
Ausbildung: Fotojournalismus im 7.Semester an der FH Hannover (Information und Design)
Kontakt: fara.zetzsche@googlemail.com

Frau Zetzsche, in Ihrer Bilderstrecke Hoard and Clutter dokumentieren Sie das Leben einer Messie-Familie. Wie waren die Arbeitbedingungen in solch einem Umfeld?

Anfangs war die Familie sehr skeptisch und wollte nicht fotografiert werden. Sie willigte erst ein, nachdem wir uns Zeit füreinander genommen hatten, damit wir uns besser kennen lernen konnten. Von da an war die Familie sehr offen und unkompliziert. Sie hat mich tief in ihr Leben blicken lassen. Das ging soweit, dass ich mich die ganze Zeit frei in ihrem Haus bewegen durfte; nach einer Weile schien es fast so, als hätten sie vergessen, dass ich da oder jemand Fremdes bin. Die Arbeitsbedingungen haben mich wenig irritiert. Mit dieser Geschichte möchte ich auf die Thematik aufmerksam machen und nicht mit dem Finger auf die Familie zeigen.

Wie wird eine Familie zu einer Messie-Familie?

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Messies kommen in allen Gesellschaftsschichten vor. Ich möchte mir nicht anmaßen zu sagen, woher es bei dieser Familie kommt, da ich kein Psychologe bin. Meist jedoch resultiert das Verhalten aus Verlust- und Existenzängsten. Das "Vermüllungssyndrom" ist Element einer Zwangsstörung, bei der Menschen es nicht fertig bringen, sich von Gegenständen zu trennen.

Wie gehen die Behörden mit der Situation um?

Ich begleite diese Familie jetzt schon seit einem Jahr, und es ist mir in dieser Zeit sehr oft passiert, dass Menschen vorschnell urteilen. Eine Pressesprecherin des zuständigen Landratsamtes, dem das Jugendamt unterstellt ist, meinte zum Beispiel: "Die sollen erst einmal aufräumen!" Leider fehlt das nötige Verständnis für die Problematik. Erst waren die Behörden zu nachsichtig und haben weggeschaut. Dann waren sie zu streng und haben ihnen das Sorgerecht für drei Kinder entzogen. Dazwischen war nichts.

Wie kamen Sie auf die Idee eine Messie-Familie zu fotografieren?

Schicksal. Es war nicht von vornherein meine Intention, darüber eine Geschichte zu machen, aber das Thema interessiert mich. Es ist mir wichtig, dass marginalisierte Menschengruppen gesehen werden, und dass sich die Öffentlichkeit damit auseinandersetzt, anstatt sie blindlings zu verurteilen.

von Krisha Kops (Interview)

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