Die acht wichtigsten Fragen des Urlaubs

Ist es besser, zu feilschen oder einfach zu zahlen? Im letzten Moment abzureisen oder Puffertage einzuplanen? Acht Fragen, die mit über das Wohl und Wehe eines Urlaubs entscheiden – und doch ganz verschiedene Antworten erlauben.

Wer glaubt, mit der Einigung auf das gemeinsame Reiseziel seien alle Grund­satzdiskussionen des Urlaubs vorbei – der irrt sich. 

1. Verweilen oder durchbrettern?

Marius Buhl will die Heimfahrt gar nicht als Heimfahrt begreifen, sondern als Ver­längerung des Urlaubs:

Es gibt Worte, die kennt man noch nicht mit sechs. Aber ihre Bedeutung spüren, das geht. Fernweh zum Beispiel. Sommer ’99, zwei Autos mit deutschen Kennzeichen biegen von der Landstraße in Marina di Cecina ab, flirrende Toskana. »Camping Village Mare­blu«, so steht es auf dem Schild an der gekiesten Einfahrt, darunter, noch magischer: piscina. Vom Beckenrand tönt Geschrei herüber, die Luft riecht nach Pinien, und an der Bar sitzen Männer mit kleinen Tassen und plappern durcheinander. Da beginnt der Junge im anderen Auto zu weinen. Er schluchzt und jammert und hört gar nicht mehr auf. Heimweh, sagt sein Vater. Und man selbst, fasziniert vom piscina und den Männern mit den Winztässchen und überhaupt dem ganzen Schwindel eines ersten Italien-Urlaubs, denkt sich: Was ist denn ­bitte Heimweh? Und was das Gegenteil?

Bis heute ist der schlimmste Moment des Urlaubs nicht das Ankommen, natürlich nicht, sondern das Heimfahren. Das heißt: Eigentlich beginnt es schon Tage vorher, etwa ab der Hälfte der Ferien. Man zählt rückwärts, noch drei Tage, noch zwei, noch einen, das letzte Eis, der letzte Espresso, am Abend noch mal ans Meer. Und dann: die Koffer packen. Abfahrt im Morgengrauen. Ein Grauen, aber wirklich. Eine schöne Sache am Älterwerden ist einerseits, dass man irgendwann Worte lernt für die Gefühle, die man spürt. Und andererseits, dass man diesen Gefühlen entgegen­wirken kann. Wie wäre es zum Beispiel, wenn man nie heimfahren müsste, weil man die Heimfahrt gar nicht als Heimfahrt begriffe, sondern als Ver­längerung des Urlaubs? Wenn man nicht durchrauschen würde an einem Stück, sondern Umwege führe, nicht die schnellste, sondern die schönste Route wählte? Nach der Po­ebene nicht unter den Bergen durch, sondern oben drüber, Splügenpass, Umbrailpass, Passo San Gottardo, schon die Namen sind Sehnsucht in Serpentinenform. Und dann, wenn es schon spät geworden ist vom vielen Gucken und Anhalten und dem wirklich allerletzten Eis, kann man gleich stehen bleiben, sich noch mal einen Campingplatz suchen und eine letzte Nacht dranhängen. Irgendwo, nur nicht zu Hause. Da muss man dann früh genug wieder hin.