Was ärgert Sie an anderen?

Die Linken-Politikerin Amira Mohamed Ali im Interview ohne Worte über Rassismus, Zeitmangel, teure Schuhe und das Hauptproblem bei der Bundestags-Arbeit.

Geboren: 16. Januar 1980 in Hamburg
Beruf: Politikerin und Rechtsanwältin 
Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg, Hamburg, Rom 
Status: Links vor rechts

Vor einem Jahr, am 12. November 2019, wurde Amira Mohamed Ali als Nachfolgerin von Sahra Wagenknecht zur Fraktionsvorsitzenden der Linken gewählt, zusammen mit Dietmar Bartsch. Sie ist die erste Muslima an der Spitze einer Bundestagsfraktion und eine von zwei Bundestagsabgeordneten mit arabischem Migrationshintergrund. Die überzeugte Antikapitalistin ist daran gewöhnt, die Ausnahme zu sein: Sie wuchs in einem SPD-Haushalt in Hamburg-Fuhlsbüttel auf, der Vater Ägypter, die Mutter Deutsche, und besuchte das Johanneum, ein altsprachliches Hamburger Bildungsbürger-Gymnasium, gegründet vor fast 500 Jahren. In den Fluren des Backsteinbaus erinnern Ölgemälde an bedeutende Humanisten, die ersten Mädchen wurden 1977 zugelassen. Niemand hatte Amira Mohamed Ali auf der Rechnung, als sie an die Spitze der zerstrittenen Partei strebte, doch selbst jene, die gegen sie stimmten, sagen jetzt, sie mache »das eigentlich ganz gut«. In ihrem Büro hängt ein Bild von Johnny Cash, mit ihrer Oldenburger Band »Brooklyn Baby« singt sie Coverversionen seiner Lieder. Eines ihrer liebsten ist Man in Black. Weil Cash darin erklärt, dass er Schwarz trägt für die Armen und Ausgegrenzten – und sie so stets daran erinnert, warum sie in der Politik ist.