Wie gefährlich ist Ihr Humor, Erwin Wurm?

Der Künstler im Interview ohne Worte über seinen Hund, die Angst vor dem Sterben und darüber, wie ernst man sein muss, um witzige Kunst zu machen.

Geboren 27. Juli 1954 in Bruck an der Mur, Österreich
Beruf Künstler 
Ausbildung Studium der Kunstgeschichte, Germanistik, Kunst- und Werkerziehung und Gestaltungslehre in Graz, Salzburg und Wien
Status Bitte lächeln!

Sich selbst als Essiggurkerl zu porträtieren erfordert Humor. Trotzdem war es dem österreichischen Künstler Erwin Wurm immer wichtig, ernst genommen zu werden und dass seine Kunst nicht als lachhaft gilt, obwohl sie auf den ersten Blick oft so lustig erscheint. Die wie aufgeblasen aussehenden Autos, die früher Fat Cars hießen und die er nun auf Wunsch britischer Ausstellungsmacher zähneknirschend in Car Big umbenannte. Oder die One Minute Sculptures, für die sich Menschen Stühle auf den Kopf setzen oder Filzstifte in die Nase stecken. »Ich mache keine Witze« ist ein Satz, den der Bildhauer Wurm gern in Interviews sagt, und das ist in Anbetracht seiner Kunstwerke irgendwie komisch. Aber der Humor ist laut Wurm nur das Resultat seiner Kunst, die Mittel seien das Absurde und das Paradoxe, also das, was die Welt am besten könne. Das Lachen soll einem im Halse stecken bleiben, auch so ein Wurm-Satz. Und das tut es, etwa beim Anblick seines Elternhauses, das er für eine Skulptur auf nur 110 Zentimeter Breite zusammenstauchen ließ. Lustig, denkt man. Bis man drinsteht und die Beklemmung der Nachkriegszeit über einen hereinbricht. Hinter dem Humor lauert bei Wurm eine Tragik, ohne die keine Komik denkbar wäre. Im Frühjahr ist seine Biografie erschienen. Am 27. Juli wird er 70 Jahre alt.