Ihre Botschaft an diejenigen, die im Internet gegen Sie gehetzt haben?

Die Sportreporterin Claudia Neumann im Interview ohne Worte über Mesut Özil, Vorurteile und eine Sache, die Béla Réthy nicht kann.

Claudia Neumann

Geboren 2. Februar 1964 in Düren
Beruf Sportreporterin 
Ausbildung Germanistik-, Pädagogik- und Sport-Studium, Universität Bonn 
Status Allein unter Männern

Als Sportreporterin ist Claudia Neumann ganz oben angekommen. Sie kommentiert für das ZDF Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft und der Champions League. Mehr geht nicht. Als Bankerin wäre sie im Vorstand von Goldman Sachs, als Politikerin mindestens Staatssekretärin. Aber bei der WM in Russland versagte die deutsche Mannschaft, und Deutschland versank in einem Sumpf aus Frust und Zorn, der auch Claudia Neumann traf: Ihre Stimme tue in den Ohren weh, ihre Moderation sei so mitreißend wie die Tanzgruppe eines Schwarzwälder Seniorenheims und überhaupt solle sie besser Frauensport kommentieren – und das waren noch die netteren Kommentare. Das ZDF stockte sein Social-Media-Team auf, um die Flut an Beleidigungen in den Griff zu kriegen. Kaum vorstellbar, dass Neumann nicht verletzt war. Trotzdem versuchte sie, im Gegensatz zu ihren Kritikern sachlich zu bleiben. »Es geht nicht um mich«, sagte sie, »sondern darum, dass sich Frauen erdreisten, in exponierten Positionen im Fußball aufzutauchen.« Anschließend setzt sie sich nicht mit Getöse an die Spitze der Frauenbewegung. Ihr würde es schon reichen, sagt sie, wenn man sie einfach nur machen ließe, was sie seit 27 Jahren mit Bravour erledigt: ihren Job.