Wie sahen Ihre wilden Zeiten aus, Michael Wollny?

Der Jazzpianist im Interview ohne Worte über seinen melancholischen Bühnenblick, Britney Spears und die Frage, was er zuletzt über sein Klavier gegossen hat.

Geboren: 25. Mai 1978 in Schweinfurt
Beruf: Jazzpianist 
Ausbildung: Musikschule Schweinfurt, Hermann-Zilcher-Konservatorium und Hochschule für Musik in Würzburg 
Status: Homo melancholicus

Michael Wollny hat meistens keinen Plan, wenn er sich ans Klavier setzt. Das raffinierte Improvisieren gehört zum Jazz wie das protzige Gitarrensolo zum Rock. »Ich würde sehr viel mehr zittern, wenn ich genau wüsste, was ich zu spielen hätte«, sagt er. Die Vorstellung, mit Vorgaben arbeiten zu müssen, obwohl sich der Moment ganz anders anfühlt, sei für ihn viel schlimmer. Wollny, der gern mal in abgelatschten Turnschuhen am Flügel sitzt (zu sehen im Video zu Mondenkind), zählt seit Jahren zu den interessantesten deutschen Jazzmusikern. Oft wird er als Grenzgänger bezeichnet, weil er alles kann, Jazz, Pop, Klassik, Elektro. Seine Musik ist mal melancholisch, mal wild, mal bekömmlich, dann wieder fordernd. Im Trio mit dem Bassisten Tim Lefebvre und dem Schlagzeuger Eric Schaefer gelang ihm der internationale Durchbruch, 2014 wurde ihr Album Weltentraum in Deutschland und England Jazzalbum des Jahres, 2015 wurde Wollny von der Académie du Jazz zum europäischen Jazzmusiker des Jahres gewählt. Mondenkind, Wollnys erstes Soloalbum und eine Meditation über das Alleinsein, ist vor Kurzem erschienen. ­Außerdem hat er gemeinsam mit dem Synchronsprecher Christian Brückner das Album Heinrich Heine: Traumbilder eingespielt, freie Klavier-Improvisationen über Heine-Texte.