Mit welchem Gesicht gehen Sie ins Jahr 2023, Omid Nouripour?

Der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour im Interview ohne Worte über die Proteste in Iran, Eintracht Frankfurt und die Frage, was einen guten Politiker ausmacht.

Geboren: 18. Juni 1975 in Teheran
Beruf: Politiker
Ausbildung: Studium der Germanistik, Politik- und Rechtswissenschaft (abgebrochen), Studium der Soziologie, Philosophie und Volkswirtschaftslehre (abgebrochen)
Status: Die Hesse komme!

Als seine Familie 1988 Teheran verließ, war Omid Nouripour 13 Jahre alt und hatte in der Schule bereits gelernt, wie man eine Kalasch­nikow zerlegt. Aber die Eltern wollten für ihre Kinder einen Neuanfang jenseits von Staatsapparat und Golfkrieg. Sie gaben ihr gut gestelltes Leben mit Ingenieurberufen auf und zogen aus Iran nach Frankfurt am Main. Der Jugendliche fand rasch Mitschüler, mit denen er Hip-Hop hören und sein Deutsch aufbessern konnte. Freunde fürs Leben, wie er sagt. Seiner hessischen Heimat bleibt Nouripour bis heute treu, insbesondere beim Fußball – als Fan von Eintracht Frankfurt. Beruflich muss er sich seit gut 16 Jahren auf Berlin konzentrieren: erst als Bundestagsabgeordneter, dann als Außenpolitischer Sprecher und nun, ­gemeinsam mit Ricarda Lang, als Parteivorsitzender der Grünen. Sie zählt zum linken, er zum Realo-Flügel. Ob das zu Streit führt und, wenn ja, wie er ausgefochten wird, behalten die beiden für sich. Nouripour hatte viel Zeit, sich Geduld im innerparteilichen Dialog anzutrainieren – mehr als die Hälfte seines Lebens ist er schon bei den Grünen. In Iran demonstrieren gerade Zehntausende für Freiheit, das autoritäre Regime antwortet mit brutaler Gewalt. Nouripour fordert scharfe Sanktionen. Und lobt den »Löwinnen-Mut« der iranischen Frauen, die noch immer Kraft für Widerstand haben.