Zeigen Sie uns Ihr »historisches Gesicht«, Christian Friedel?

Der Schauspieler im Interview ohne Worte über seine Rollen der Vergangenheit, das Demonstrieren und die Frage, was er privat lieber mag: Netflix oder Kino.

Geboren 09. März 1979 in Magdeburg
Beruf Schauspieler, Musiker, Theaterregisseur
Ausbildung Schauspiel an der Otto Falckenberg Schule in München
Status Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

The Zone of Interest gehört zu diesen Filmen, die so unerträglich sind, dass man rausgehen möchte, und gleichzeitig so gut, dass man es nicht kann. Christian Friedel spielt Rudolf Höß, der von 1940 bis 1943 Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz war. Die Familie lebt in einem Haus mit prächtigem Garten und einer hohen Mauer, dahinter liegt das Lager. Friedel als Höß ist introvertiert und ruhig, er liebt die Musik, die Natur, er ist ein sanfter Vater und Ehemann (Sandra Hüller spielt seine Frau), ein scheinbar angenehmer Mensch also, trotz der schwarz glänzenden Reitstiefel und des brutalen Undercuts, was umso bestürzender ist angesichts dessen, was er tut: Er baut »die größte Menschenvernichtungsanlage aller Zeiten« auf, so hat Höß es später selbst bezeichnet.

Christian Friedel kennt man auch aus anderen sehr guten Produktionen, die die deutsche Vergangenheit behandeln, so war er der Dorflehrer in Das weiße Band, der jüdische Flüchtling in Ende der Schonzeit, der Polizeifotograf in Babylon Berlin. In der Band Woods of Birnam (in den Woods of Birnam spricht Shakespeares Macbeth seine letzten Worte) spielt er Klavier und singt mit heller, melancholischer Stimme, die Musik beschreibt er als Art-Pop. Friedel lebt in Dresden, das Staatsschauspiel der Stadt ist seine künstlerische Heimat als Darsteller, Regisseur und Musiker.