Name: Manfred Gutermann
Geboren: 5. September 1969 in Biberach
Beruf: Töpfer
Ausbildung: Korbmacher
Status: Blind Date
Manfred Gutermann weiß, dass ein wolkenloser Himmel blau, frischer Schnee weiß, Blut rot und der Rasen eines Fußballplatzes grün ist, aber gesehen hat er das alles noch nie: Gutermann ist einer von 1,2 Millionen sehbehinderten und blinden Menschen in Deutschland. Er ist seit seiner Geburt blind und schwerhörig. Diagnose: Norrie-Syndrom, seltene Erbkrankheit, Wahrscheinlichkeit 1 : 100 000. Gutermann arbeitet seit Mai 1999 in einer Töpferei, wohnt und versorgt sich selbst, liebt es, mit Freunden essen zu gehen, mag gute Gespräche und steht für die Theatergruppe »Die Blindgänger« der Südbayerischen Wohn- und Werkstätten für Blinde und Sehbehinderte auf der Bühne. Am liebsten aber dreht Gutermann am Samstagnachmittag in seiner Wohnung im Münchner Olympiadorf das Radio auf – bis zum Anschlag. So wie diesen Samstag, 15 Uhr 30, Anpfiff, die Stimme des Fußballkommentators vibriert in seinem Bauch und unter seinen Füßen. »Ein herrliches Gefühl, nicht wahr?«, fragt er lächelnd. Und die Nachbarn? Beschweren die sich nie? »Selten«, antwortet Gutermann und lacht fast lauter als die Stimme, die aus dem Radio »Tor in München!« schreit.
Sagen Sie jetzt nichts, Manfred Gutermann
Ein Interview, in dem ein Blinder nichts sagt und doch alles verrät.
Herr Gutermann, Sie sind seit Geburt blind und schwerhörig. Haben Sie das selbst je als Behinderung empfunden?
Seit 2003 sind Sie Mitglied der Münchner Theatergruppe Die Blindgänger. Was ist das für ein Gefühl, auf der Bühne zu stehen?
Sie kommen ja eigentlich aus Biberach. Sagen Sie mal, stimmt es, dass alle Schwaben geizig sind?
Welchen Ihrer Sinne halten Sie für den am besten ausgeprägten?
Und welchen Stellenwert hat das Aussehen eines Menschen für Sie, Herr Gutermann?
Sind Sie auch in Ihren Träumen blind?
Treffen sich zwei Blinde, sagt der eine: Was machen wir heute? Sagt der andere: Mal sehen - wie lustig ist das, Herr Gutermann?