Können Sie sich besser mit dem Körper oder mit der Sprache ausdrücken?

Der Schauspieler und Regisseur Benny Claessens im Interview ohne Worte über seine ausgefallenen Kostüme, seinen Umgang mit Kritik, Buhrufe und Nacktheit auf der Bühne.

Geboren: 5. November 1981 in Antwerpen
Beruf: Schauspieler und Regisseur
Ausbildung: Herman Teirlinck Instituut für Darstellende Kunst
Status: Mit Leib und Seele

Anfangs taten die Münchner sich schwer mit ihm – Benny Claessens gehörte von 2010 bis 2015 zum Ensemble des Intendanten Johan Simons an den Kammerspielen –, aber dann war es wohl doch zu faszinierend, ihm dabei zuzusehen, wie er alles gleichzeitig kann, überheblich und ängstlich sein, flink und schwerfällig, männlich und weiblich, tanzen und singen, das Schauspielen hinterfragen und dabei spielen, als gäbe es keine andere Daseinsform. Claessens sah als Student Das Piano von Jane Campion und wollte so sein wie Holly Hunter in diesem Film. Sie ist zart, fragil, zäh. 2018 wurde er für seine Rollen im Elfriede-Jelinek-Stück Am Königsweg mit dem Alfred-Kerr-Darstellerpreis ausgezeichnet. »Denn ist es nicht so?«, fragte Fabian Hinrichs in der Laudatio, »dass nur bei den flachen Wahrheiten das Gegenteil falsch ist und bei den tiefen Wahrheiten auch das Gegenteil wahr?« Benny Claessens, erklärte er dann, widerstehe allen Vereinfachungen. Kurz darauf wurde Claessens Schauspieler des Jahres, und Johan Simons sagte in seiner Lobrede, Claessens müsste jedes Jahr Schauspieler des Jahres werden. Zurzeit tritt er in Hannover in der Oper Der Vampyr auf, der Mitschnitt der Premiere vom 25. März ist außerdem sechs Monate lang auf OperaVision kostenlos abrufbar.