»Jemand hat eine Glasscherbe hochgehalten, damit ich etwas Lippenstift auftragen konnte«

Motown-Diva Gladys Knight im Interview über ihre nicht immer unproblematische Zeit bei dem legendären Label, ihre Lehrjahre auf dem Chitlin' Circuit und einen bahnbrechenden Erfolg, den sie bereits als kleines Mädchen errang.

Foto: Universal Music

Am 12. Januar 1959 hat Berry Gordy, Jr. Tamla Records gegründet, Keimzelle von Motown, der vielleicht einflussreichsten Plattenfirma der Popgeschichte. Keinem anderen Label haben wir derart viele großartige Hits zu verdanken, keine Talentschmiede hat ähnlich viele Pop-Genies hervorgebracht wie Motown, wo Marvin Gaye, Stevie Wonder, Smokey Robinson und Michael Jackson entdeckt wurden. Die Motown-Geschichte ist von vielen Legenden und Mythen umrankt, es ist ein saftiger Stoff voller Liebe, Streit, Drama, Hass. Berry Gordys Vision bestand darin, schwarze R&B-Musik bei Weißen populär zu machen. Im wirtschaftlichen Erfolg lag der Schlüssel zur schwarzen Selbstermächtigung, wie sie auch von der Bürgerrechtsbewegung der Fünfziger- und Sechzigerjahre propagiert wurde. Dieses Konzept ist auf ganzer Linie aufgegangen, so dass nicht nur die Melodien und Grooves von Motown die Zeit überdauert haben – auch die kultursoziologischen Veränderungen, die das Label anschieben konnte, wirken bis heute nach.

In den nächsten Wochen werde ich an dieser Stelle Motown gebührend feiern, unter anderen durch Interviews mit einigen Motown-Künstlern und -Mitarbeitern. Los geht’s mit der legendären Diva Gladys Knight, die ich zu einem ausführlichen Gespräch treffen konnte. Gladys Knight & The Pips waren bereits ein etablierter R&B-Act, als sie 1966 bei Motown unterschrieben. Sie hatten es nicht leicht auf dem Label, das anfangs wenig tat, um sie zu unterstützen; dennoch gelangen ihnen Hits wie »I Heard It Through The Grapevine« und »If I Were Your Woman«. Ihr größter Erfolg kam jedoch, nachdem sie Motown verlassen hatten: Mit dem wunderbaren Song »Midnight Train To Georgia« schafften sie es 1973 an die Spitze der US-Popcharts. Gladys Knight ist bis heute im Geschäft, vor zwei Jahren veröffentlichte sie das exzellente Album Before Me (Verve/Universal) mit Standards und Jazz-Balladen.

Sie waren ein echtes Wunderkind, richtig?
Es ging los, als ich vier war: Familienmitglieder haben mich gefragt, ob ich etwas für sie singen möchte. Warum wollen die das von mir, habe ich mich gefragt. Ich werde nie vergessen, wie ich bei uns im Hof gespielt habe, als meine Mutter herauskam und mich bat, meinem Onkel zum Geburtstag ein Lied vorzusingen. Ich bin reingegangen und habe den Gospelsong »Just A Closer Walk With Thee« gesungen. Mein Onkel war ein sehr stiller Mann, vor dem wir Kinder immer ein bisschen Angst hatten. Aber als ich sang, hat er gelächelt. Bald darauf habe ich mein erstes Konzert gegeben, in der Mount Moriah Baptist Church in Atlanta, Georgia.

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Mit sieben sind Sie dann bereits in einer Fernsehsendung aufgetreten.
Das war nicht irgendeine Sendung! Ted Mack’s Original Amateur Hour war die wichtigste Talentshow in den USA. Die hatte damals denselben Status wie heute American Idol. Meine Mutter und meine Tante haben hingeschrieben und von meinem Talent berichtet; darauf wurde ich 1951 nach New York eingeladen.

Welche Lieder haben Sie in der Sendung gesungen?
Das »Wiegenlied« von Brahms (Anmerkung: in Deutschland bekannt als »Guten Abend, gut’ Nacht«), den Titel »Because Of You«, der damals sehr populär war, und noch den Nat-King-Cole-Klassiker »Too Young«. Ich habe mehrere Ausscheidungsrunden überstanden und wurde 1952 zum großen Finale im Madison Square Garden eingeladen – das ich gewonnen habe.

Wie hat es sich angefühlt, als kleines Mädchen im Madison Square Garden aufzutreten?
Ich habe zum Glück nicht darüber nachgedacht. Für mich war es einfach ein großer dunkler Raum – es war so dunkel, dass ich die ganzen Menschen gar nicht sehen konnte. Ich kam auf die Bühne, Mr. Mack hat mich vorgestellt, ich bin auf eine Holzkiste gestiegen, da ich sonst nicht an das Mikrofon herangekommen wäre. Und ich habe »Too Young« gesungen. Vor ungefähr fünf Jahren bin ich wieder im Madison Square Garden aufgetreten. Diesmal war es etwas heller. Als ich mit »Neither One Of Us (Wants To Be The First To Say Goodbye)« fertig war, sind 20000 Menschen aufgesprungen und haben applaudiert, vom Parkett bis ganz oben im Rang. Es war unglaublich – und fast ein bisschen beängstigend. Ich musste daran zurückdenken, wie ich fast fünfzig Jahre zuvor an diesem Ort den Wettbewerb gewonnen hatte. Es so weit im Leben gebracht zu haben, habe ich als großes Geschenk Gottes empfunden.

»Ich hatte nicht das Gefühl, irgendetwas bemerkenswertes geleistet zu haben, bis ich mit 18 mein erstes Kind bekam. Wir waren zwar mit Jackie Wilson und Sam Cooke auf Tour gewesen, aber der Applaus und die Anerkennung bedeuteten mir nicht besonders viel«

1952 herrschte in den US-Südstaaten noch Rassentrennung. War die Tatsache, dass Sie als kleines schwarzes Mädchen diesen wichtigen Wettbewerb gewinnen konnten, auch ein Vorbote politischer Umwälzungen?
Damals wusste ich nicht, wie bedeutsam mein Sieg war. Ich hatte natürlich gemerkt, dass es Rassentrennung gab und erinnere mich bis heute gut an den weißen Trinkbrunnen und den schwarzen Trinkbrunnen. Aber es gelang meinen Eltern, mich von den allzu negativen Aspekten der Rassentrennung abzuschirmen. Als ich nach meinem Sieg wieder in Atlanta ankam, warteten am Bahnhof jede Menge Menschen auf mich und es gab einen großen Umzug durch die Stadt. Mein Sieg war ein Sieg für das ganze schwarze Atlanta. Von der Bürgerrechtsorganisation NAACP bekam ich die lebenslange Mitgliedschaft geschenkt.

Bald danach haben Sie mit Ihrem Bruder Bubba und anderen Verwandten die Pips gegründet.
Wir haben auch schnell Konzerte gegeben. Zuerst nur in Atlanta, aber als ich dreizehn, vierzehn war, haben wir schon längere Touren auf dem chitlin’ circuit in den US-Südstaaten unternommen. Da zählte es gar nichts mehr, dass ich mal im Fernsehen gewesen war.

Das war bestimmt eine harte Schule.
Ja, aber für nichts in der Welt hätte ich dieses Training versäumen wollen. Heute gibt es Künstler, die nur blaue M&Ms in ihrer Garderobe haben wollen. Damals waren wir froh, wenn wir eine Garderobe hatten. Manchmal haben wir uns im Auto umgezogen. Oder im Bus. Jemand hat eine Glasscherbe hochgehalten, damit ich etwas Lippenstift auftragen konnte, wenn ich welchen hatte. Wir sind oft unter jämmerlichen Bedingungen aufgetreten, aber diese Lehrzeit war Gold wert. Sie hat nicht nur unser Handwerk geschult, sondern auch unseren Charakter. Wir haben gelernt, die Nase nicht zu hoch zu tragen.

Außerdem konnten Sie von einigen legendären Entertainern lernen.
Ja, damals gab es nicht so viel Streit, nicht so viel Konkurrenz. Besonders unter afro-amerikanischen Künstlern war es üblich, sich zu unterstützen und über den Erfolg des anderen zu freuen.

Erzählen Sie von Jackie Wilson.
Er war ein unglaublicher Entertainer – und ein sehr großherziger Mensch. Wir haben oft zusammengesessen und uns unterhalten. Ein Abend ist mir besonders gut in Erinnerung geblieben. Ich saß in seiner Garderobe, als vier Frauen reinkamen, Fans von ihm. Ich wollte gehen, aber Jackie meinte, ich solle bleiben, er wolle sich nur kurz mit den Fans unterhalten. Er ist also aufgestanden und zu den Frauen rübergegangen, die gleich hysterisch gekreischt haben. Sie haben ihn in einen Sessel gedrückt. Zwei haben sich zu seinen Füßen hingesetzt, die anderen beiden auf seinen Schoß. Sie haben sich an ihn geschmiegt, sich richtig an ihm zu schaffen gemacht. Er hat zu mir rübergeguckt, mit einem Gesichtsausdruck, der besagte: Sorry, Gladys, ich kann nichts dagegen machen. Ich bin aufgestanden, um zu gehen, als eine der Frauen – und ich schwöre, dass es die Wahrheit ist – ein Stück aus seinem Arm gebissen hat.

Sie wollte ihn wohl auffressen!
Ja, man musste ihn ins Krankenhaus bringen.

Er gilt als sehr mitreißender Performer.
Er war unglaublich! Er hatte Stil, aber auch diese unfassbare Energie. Er war der beste Tänzer und hat jeden Abend einfach alles gegeben. Ich stand immer hinter der Bühne und habe ihn beobachtet. Er ist mein Vorbild – ich habe immer versucht, mein Publikum auf dieselbe Art zu begeistern, wie es ihm Nacht für Nacht gelang.

Sam Cooke haben Sie damals auch getroffen, richtig?
Wir haben eine Tour mit beiden gemacht, Sam und Jackie. Den Konkurrenzkampf zwischen beiden zu verfolgen, war sehr aufregend. Sie waren ja zwei ganz unterschiedliche Charaktere: Sam immer cool und ein bisschen zurückhaltend, Jackie der erdige Bühnenarbeiter. Auf der Tour hatten sie eine Vereinbarung, dass sie sich als Headliner abwechseln: An einem Abend spielte Jackie als letzter, am nächsten Sam. Das hat natürlich dazu geführt, dass derjenige, der als vorletzter aufgetreten ist, sich umso mehr ins Zeug gelegt hat. Auf dieser Tour ging’s wirklich zur Sache. Das waren elektrisierende Shows, das kann ich ihnen sagen.

Zwei so legendäre Künstler nacheinander auf demselben Konzert – das kann man sich heute kaum noch vorstellen.
Ich weiß, ich weiß. Ich vermisse diese Zeit auch. Die Fünfziger waren eine tolle musikaliche Ära.

Dennoch schreiben Sie in Ihrer Autobiographie über diese Zeit: »Ich konnte mir nicht vorstellen, auch in Zukunft als Sängerin aufzutreten. Ich wollte lieber Stewardess oder Krankenschwester werden.«
Ich hatte nicht das Gefühl, irgendetwas bemerkenswertes geleistet zu haben, bis ich mit 18 mein erstes Kind bekam. Wir waren zwar mit Jackie Wilson und Sam Cooke auf Tour gewesen, aber der Applaus und die Anerkennung bedeuteten mir nicht besonders viel. Nachdem mein Sohn Jimmy 1962 geboren wurde, saß ich zu Hause und überlegte, wie es weitergehen soll. Meine Mutter war Krankenschwester, und ich fand Berufe interessant, in denen man sich um andere kümmert. Der Gedanke, als Stewardess zu arbeiten und die Fluggäste zu bedienen, gefiel mir. Aber mein Mann, der auch Musiker war, hat damals nicht besonders viel verdient und wir wurde klar, dass ich mein Talent nicht einfach aufgeben darf. Noch bevor 1963 meine Tochter Kenya auf die Welt kam, habe ich wieder zu singen angefangen.

Gott sei dank.
Ja, es war wohl die richtige Entscheidung.

All das passierte, bevor sie zwanzig waren und überhaupt eine Platte veröffentlicht hatten.
Das stimmt nicht. Unsere erste Platte kam schon 1958 auf Brunswick Records heraus. Ein totaler Flop. Außerdem hatten wir 1961 einen großen Hit mit »Every Beat of My Heart«. An dem Titel haben wir zwar nichts verdient, aber er hat uns bekannt gemacht und vermutlich auch dafür gesorgt, dass man bei Motown auf uns aufmerksam wurde.

Damals gab es viele talentierte R&B-Gruppen. Warum wollte Berry Gordy ausgerechnet Gladys Knight & The Pips?
Wir stachen heraus, weil wir uns auf der Bühne sehr stilvoll und hochklassig präsentierten. Der Choreograph Cholly Atkins, ein legendärer Broadway-Tänzer, hatte uns Schrittfolgen beigebracht, auf die viele andere Gruppen neidisch waren. Berry Gordy war es sehr wichtig, dass die Motown-Künstler eine gewisse Klasse haben und unser Auftreten hat er als vorbildlich empfunden. Deshalb hat er nicht nur uns zu Motown geholt, sondern auch Cholly Atkins und unseren musikalischen Direktor Maurice King. Dass Berry Motown nach unserem Vorbild geformt hat, fanden wir immer ziemlich witzig.

Wie kam der Kontakt zustande?
Er hat uns Nachrichten zukommen lassen, durch Smokey Robinson, Marvin Gaye, die Temptations. Smokey war besonders beharrlich. Jedes Mal, wenn ich ihn traf, hat er gesagt, Gladys, wann kommt ihr endlich zu Motown?

Warum haben Sie gezögert?
Wir waren schon ein paar Jahre im Geschäft. Wir haben unsere Verträge selbst verhandelt und unsere Konzerte selbst gebucht. Wir kannten uns aus. Und wir ahnten damals bereits, dass bei Motown nicht alles so rosig war, wie es den Anschein hatte. Wir haben Motown-Künstler, die wir kannten, gefragt: Sagt mal, was verdient ihr eigentlich? Keine Ahnung, haben sie gesagt. Aber das muss man doch wissen! Bei Motown war alles –Plattenfirma, Management, Konzertagentur – in einer Hand. Wenn es Probleme gab, konnte man sich nirgendwo beschweren.

1966 haben Sie dann doch unterschrieben. Was hat den Ausschlag gegeben?
Die Hits! Motown war einfach der heißeste Laden im Musikgeschäft. Alles, was sie rausbrachten, wurde zu Gold. Das war absolut erstaunlich. Und wir brauchten, um uns wirklich zu etablieren, eine Reihe von Hits. Ich war zwar bis zum Schluss dagegen, zu Motown zu gehen. Aber die Pips haben mich mit 3:1 überstimmt.

Es heißt oft, dass Motown damals eine große Familie war. Stimmt das?
Ja, das stimmt. Wir kannten die anderen Künstler gut und haben uns oft bei Picknicks oder Partys getroffen. Wir haben auch alle ganz in der Nähe voneinander gewohnt. Mein Bruder Bubba und ich hatten, als wir nach Detroit gezogen waren, ein Haus in der LaSalle Street gekauft. An der nächsten Ecke wohnten Holland-Dozier, danach war man gleich bei den Temptations und bei Jackie Wilson. Ein Block weiter wohnte Martha Reeves. Auch James Jamerson wohnte gleich um die Ecke. Das waren unsere Freunde. Aber weiter oben war nicht alles so familär.

Was meinen Sie?
Bei Motown gab es ein Kastensystem. Ganz oben standen Diana Ross und die Supremes. Dann kamen Smokey Robinson und die Miracles, alte Freunde von Berry Gordy. Darunter standen die Temptations und die Four Tops. Und schließlich gab es noch die Knechte am unteren Ende der Leiter. Zu denen haben wir gehört. Wir galten als Unruhestifter.

Warum?
Das begann schon bei unserer ersten Lohnabrechnung. Wir haben entdeckt, dass uns von dem Geld, das wir verdient hatten, 20000 Dollar für Arrangements abgezogen worden waren. Wir hatten schon vorher für Arrangements gezahlt, aber dann hatten wir diese auch erhalten, auf Notenpapier. Bei Motown wurde jedoch nichts notiert, da die Songs alle erst im Studio arrangiert wurden. Wir sind zur Firma gegangen und haben gesagt, wenn wir 20000 Dollar für Arrangements zahlen sollen, wollen wir die auch sehen. Wo sind die Noten? Her damit! Es war bei Motown damals üblich, den Künstlern mit verschiedenen Methoden das Geld abzusaugen. Als wir dagegen protestierten, kamen andere auf dieselbe Idee. Das kam natürlich nicht besonders gut an.

Wie hat sich ihre Karriere bei Motown dann entwickelt?
Ein Jahr lang wurden wir ignoriert, aber 1967 hatten wir einen großen Hit mit »I Heard It Through The Grapevine«. Das war in diesem Jahr die meistverkaufte Motown-Single, und von da an ging es bergauf. Wir konnten viele unserer Träume verwirklichen. Wir hatten uns zum Beispiel immer gewünscht, im Copacabana aufzutreten – Motown hat uns das ermöglicht.

Waren Sie eigentlich sauer, als Marvin Gaye »I Heard It Through The Grapevine« nochmal aufnahm und damit einen noch größeren Hit hatte als Sie?
Marvin war ein guter Freund von uns. Er hatte es genauso schwer bei Motown wie wir, und den Hit haben wir ihm von Herzen gegönnt. Aber es hat uns schon geärgert, dass Berry Gordy uns nicht ein bisschen mehr Zeit gab, um unseren Erfolg auszukosten. Wir haben »I Heard It Through The Grapevine« sogar einmal zusammen mit Marvin im Fernsehen gesungen. Das hat großen Spaß gemacht – und es war einer seiner letzten TV-Auftritte, bevor er erschossen wurde.

Wie war es eigentlich, mit der legendären Motown-Hausband zusammenzuarbeiten?
Unglaublich. Wir waren es gewohnt, dass Studiomusiker Noten kriegen. Aber bei Motown haben sie ganz anders gearbeitet. Da saßen diese tollen Typen im Studio, haben ein wenig mit den Akkorden rumgespielt, sich Riffs ausgedacht – und so in Windeseile die Arrangements entwickelt. Manchmal merkt man erst in der Rückschau, wie einzigartig das war, was man erleben durfte.

Es hat lange gedauert, bis diese Musiker die Anerkennung bekamen, die sie verdienten.
Ja, die Anerkennung wurde ihnen verweigert. Ihre Namen waren auf den Motown-Platten nirgends zu finden. Dabei kam die Musik direkt aus ihren Köpfen und Herzen und Händen. Ihr Beitrag zum Motown-Sound ist kaum zu überschätzen.

Gladys Knight & The Pips waren sieben Jahre bei Motown unter Vertrag. Warum haben Sie die Firma 1973 verlassen?
Das wollten wir eigentlich gar nicht, denn inzwischen waren wir Teil der Familie geworden. Aber wir hatten ein Angebot von Buddha Records bekommen. Und Ewart Abner, der damalige Präsident von Motown, sagte einfach, ich glaube es wird Zeit, dass ihr woanders hingeht. Das ist wahrscheinlich das klügste. Keine Spielchen zu spielen, das war ein feiner Zug von ihm. Wir sind also ohne Groll auseinander gegangen.

Kurz darauf, im Herbst 1973, hatten Sie Ihren mit Abstand größten Hit: »Midnight Train To Georgia«.
Das war natürlich ein kleiner Triumph für uns. Wobei auch unsere vorletzte Motown-Single »Neither One Of Us (Wants To Be The First To Say Goodbye)» ein großer Hit war. Mit beiden Titeln haben wir 1973 Grammies gewonnen. Wir haben uns dabei auch für Motown gefreut, denn letztlich hatten sie das geleistet, was wir uns von ihnen versprochen hatten: Sie hatten viele Türen für uns geöffnet und uns zu Stars gemacht. Es war ein harter Weg. Aber so ist das Leben. Ein bisschen bitter. Und ein bisschen süß.