»Charles ist shoppen«, hieß es Mitte der Neunzigerjahre immer, wenn Charles Saatchi an Samstagen mit dem Scheckbuch in der Hand durch Ostlondon fuhr und die Ateliers leer räumte. Für den ehemaligen Werber wurde das Kaufen und Verkaufen von Kunst zum Millionengeschäft. Und Künstler begannen ihn zu verachten, weil sie zu seinen Marionetten wurden. Der Künstler Robert Gordon McHarg III trieb seine Hassliebe so weit, dass er den 64-Jährigen als lebensgroße Wachsfigur anfertigen ließ. Indem er die unverkäufliche Skulptur regelmäßig in peinliche Kostümierungen zwingt und in einer Galerie ausstellt, zelebriert er seine ganz persönliche Macht über den Großeinkäufer: Saatchi als Saddam, als Mickey Mouse oder Lederboy. Der Künstler spielt mit dem Supersammler wie der mit den Künstlern. Über 100 dieser lustigen Maskeraden hat Robert Gordon McHarg III nun zum Him Book zusammengestellt und seinen zweiten Saatchi angefertigt, den man bis zum 10. Januar für 99999 Euro erwerben kann – ein Sammler für den Sammler. Ob Saatchi ihn kaufen wird? Bei der Kunstmesse Zoo Art Fair ist er seinem Ebenbild kürzlich schon begegnet. »Fantastisch«, soll er geflüstert haben.
Der Sammler zum Sammeln
Den gefürchteten Kunsthändler Charles Saatchi gibt es jetzt auch als Buch.