Sanfter Bambi-Blick, perfekt getuffter Heiligenschein-Afro, T-Shirt mit LSD-Print wie aus den Siebzigern zum Samt-Brokat-Jackett mit aufgesticktem Ethno-Kragen – gerade will man entzückt bemerken, dass Prince mit seinem neuen Plattencover mal wieder ein ästhetisches Meisterwerk abgeliefert hat. Dann schaut man doch noch einmal auf das Kleingedruckte im Twitter-Post und liest: »Prince Rogers Nelson Passport Picture 2/11/16.« Also kein Plattencover, nur sein neues Passbild. Vermutlich eher nicht in einer dieser Fotofix-Kabinen entstanden, wie sie an deutschen Bahnhöfen stehen.
Gern würde man einmal sehen, wie der Mitarbeiter vom Bürgeramt in Berlin-Pankow reagiert, wenn ihm ein solches Bild bei der Passverlängerung unterkommt. Normalerweise kriegen diese Leute ja nur Aufnahmen zu Gesicht, die zwar korrekt biometrisch, aber so vorteilhaft wie Fahndungsfotos aus den Siebzigern sind.
Und dann kommt Superstar Prince daher mit einem Look, der es locker mit dem »Blue Steel« von Zoolander aufnehmen kann. Nennen wir ihn »Purple Steel«. Die glossbenetzten Lippen sind hier nur leicht gespitzt, die Stirn nicht ansatzweise in hysterische Falten gelegt. Genau genommen: Ist nicht eine einzige Falte zu sehen. Weder auf der Stirn noch um die Augen herum. Was erstaunlich ist, wenn in fraglichem Pass das Geburtsdatum 7.6.1958 steht, der Mann also 57 Jahre alt ist.
Entweder der Mitarbeiter vom Bürgeramt fragt jetzt also, ob Prince ihm vielleicht am Ende des Prozedere diskret die Marke seines Moisturizers aufschreiben könne. Oder er bezichtigt Herrn Nelson des gravierenden Photoshopbetrugs, was in Deutschland bestimmt nicht legal ist, wofür man aber, im eigenen Interesse, sofort jedes Bürgerrechtsbegehren unterschreiben würde.
Mal angenommen, Prince hat wirklich einfach nur gute Gene, dann hat er in jedem Fall einen sehr guten Make-up-Artist. Der Lidstrich ist perfekt gezogen und endet in einem sanften Cateye, was den Augen diese Spur spirituellen Cleopatra-Glamour verleiht. Sicherlich hat er für den Look längst so etwas wie visuelles Eigentum beantragt; vollkommen zu Recht übrigens.
Sonst kopiert ihn einer wie Flavio Briatore womöglich bei der nächsten Generalüberholung. Der Ex-Formel-Eins-Manager postete kürzlich ein Foto von sich auf Instagram, auf dem der 65-Jährige wie immer tiefengebräunt aber auch tiefengestrafft daherkommt. Und wir wissen ja, wie schnell man davon süchtig wird. Wer einmal anfängt, kommt bald nicht mehr davon los. Besser man fragt beim Management von Prince bei Gelegenheit auch mal nach diesem Moisturizer und hört beim rhythmischen Einmassieren einen seinen größten Hits dazu: Cream.