Gammellook ist nicht gleich Gammellook. Auch hier zeigen sich immer noch tief verwurzelte Klassenunterschiede: Die Herzogin Camilla Parker Bowles verriet diese Woche in einem großen BBC-Interview, dass sie während des Lockdowns »sehr glücklich in ihren Jeans gewesen sei« und es ihr schwer falle, zu ihrer normalen Garderobe zurückzukehren. Wahrscheinlich wissen diese Royals gar nicht, dass da draußen Menschen über Wochen nicht ansatzweise mit festem Stoff oder rigiden Hosenbündchen in Berührung gekommen sind, und jetzt eher Probleme haben, sich wieder an so etwas »Formelles« wie Jeans zu gewöhnen. Merke: Jeder leidet gemäß seinen Dimensionen.
Aber es hilft ja nichts, die Herzogin von Cornwall musste diese Woche wieder raus, repräsentieren. Am Montag besuchte sie eine Feuerwehr in Swindon und bedankte sich bei den Einsatzkräften für ihr Engagement gegen Covid-19. Statt Jeans hatte sie nun wieder ein Kleid an, ein schlichtes dunkelblaues bis kurz über die Knie, mit weißem Gitter-Muster und weiß abgesetztem Kragen.
Eigentlich ziemlich unspektakulär der Look – hätte nicht Kate Middleton einen Tag zuvor ein sehr ähnliches Kleid bei einem Krankenhausbesuch in Norfolk getragen. Verliebte im Partnerlook, Freundinnen, Mütter und Töchter, die sich gleich anziehen, alles schon dagewesen. Aber Schwiegermütter, die ihre Schwiegertöchter imitieren, das ist ein »First« wie es im Englischen so schön heißt.
Gibt es das überhaupt bei den Royals? Einfach mal irgendwas überziehen? Ohne über Protokoll, mögliche Fettnäpfchen, Farbcodes oder Ähnlichkeiten zu früheren Kleidern nachzudenken?
Was hat das nun wieder zu bedeuten? Womöglich: gar nichts. Andererseits, gibt es das überhaupt bei den Royals? Einfach mal irgendwas überziehen? Ohne über Protokoll, mögliche Fettnäpfchen, Farbcodes oder Ähnlichkeiten zu früheren Kleidern nachzudenken? Wohl kaum. Wahrscheinlich gibt es sogar einen Angestellten, der über sämtliche königlichen Garderoben Buch führt und überwacht, welche königlichen Botschaften da womöglich transportiert werden. Vielleicht gibt es auch eine Whatsapp-Gruppe, in der die Royals ihre Outfits für die nächsten Tage teilen, damit die anderen wissen, was Sache ist.
Kate Middletons blaues Kleid mit weißem Kragen dürfte jedenfalls keine zufällige Wahl gewesen sein: Blau ist die Farbe des britischen NHS, des National Health Service, Weiß ein Symbol für klinische Reinheit. Und wer hat ebenfalls oft weiße Krägen getragen, um damit gleich eine Klasse adretter daherzukommen? Diana natürlich. Auf einem Foto von 1985 ist sie in einem fast identischen Kleid zu sehen, nur der Kragen ist länger, größer, achtzigermäßig-überzogen eben.
Middleton zollt hier also gleich doppelt Tribut: dem Gesundheitswesen und ihrer verstorbenen (ersten) Schwiegermutter, was bei den Briten ja immer gut ankommt. Außerdem muss man, seit diese andere Schwiegertochter über alle Berge ist, als Familie ja noch geschlossener zusammen stehen als sonst, in diesen Zeiten erst recht. Vielleicht zeigt sich Camilla deshalb modisch fest an Kates Seite, damit in der nächsten Ausgabe von »Hello«, wenn die Fotos nebeneinander abgedruckt werden, alles hübsch harmonisch wirkt. Irgendeine Agenda gibt es immer.
Als der verstorbene Designer Alexander McQueen – eigentlich kein Fan der »stinkfaulen« Royals – 2003 zum »Commander of the Order of the British Empire« ernannt wurde, soll er beim Augenkontakt mit der Queen quasi schockverliebt gewesen sein, und eine tiefe Einsicht erlangt haben: »It was obvious she had her fair share of shit going on.« Freundlich übersetzt wollte er wohl sagen: Jeder hat sein scheiß Päckchen zu tragen. Das gleiche dürfte auch für diese beiden Frauen der Familie gelten.
Typischer Instagram-Kommentar: »Who wore it better?«
Das sagt der Royalist: »Ich bin ganz klar Team KaCa!«
Das sagt der Monarchie-Muffel: »Ist das da etwa ein Fitbit an Camillas Handgelenk...?«