Vielleicht wäre der bestverdienende DJ der Welt gerne Mitglied einer Boyband geworden. Den Mut zur Schmalz-Inszenierung scheint Calvin Harris, schottischer House-DJ und -Produzent mit Promi-Status, jedenfalls mitzubringen.
Das beweist ein kürzlich gepostetes Foto, auf dem Harris (ganz links) und drei seiner Freunde in knappen Speedo-Badehosen um einen steinernen Löwenbrunnen posieren. Der Öffentlichkeit zugänglich wurde das an römische Götterdarstellungen erinnernde Bildnis dank Musikvideo-Regisseur Emil Nava (thronend). »We said YES« betitelte er es auf Instagram – auffällig ist allerdings vor allen Dingen das, wozu die Möchtegern-Adonisse offensichtlich »No« gesagt haben: Stoff.
»Speedos«, also slipförmig geschnittene Badehosen des australisch-britischen Schwimmartikelherstellers Speedo, werden vor allem von eingeölten Latin Lovers in der Provinz oder ambitionierten Nachwuchsschwimmern getragen. Im zweiten Fall zur Verringerung des Strömungswiderstands, im ersten zur plumpen Prahlerei mit den Kronjuwelen – die Nylonhöschen überlassen schließlich nichts der Fantasie.
Dass Calvin Harris kein Problem damit hat, sein marginal verhülltes Gemächt der Öffentlichkeit preiszugeben, wusste man – er hat schon in Unterwäsche für Emporio Armani gemodelt. Die aktuelle Zurschaustellung kommt just während des auf allen sozialen Netzwerken ausgetragenen Rosenkriegs mit seiner Ex-Freundin Sängerin Taylor Swift, die bereits einen Neuen, den Schauspieler Tom Hiddleston, küsst. Spielte bei Harris' Badehosenwahl also gekränkter Stolz eine Rolle, nach dem Motto »Hier! Sieh, was du verpasst«?
Wobei der durchtrainierte Harris sich den Aufritt im Minimal-Höschen natürlich leisten kann. Ob er damit allerdings viel weibliche Aufmerksamkeit auf sich zieht, bleibt dahingestellt. »Verhüllung ist Verheißung«, heißt ein berühmtes Bonmot von, natürlich!, Christo. Zumindest Orlando Bloom scheint sich das zu Herzen genommen zu haben. Der Schauspieler zeigte sich kürzlich am Malibu Beach mit zeltartiger Maxi-Shorts. Hat er darunter, im Gegensatz zu Harris, etwas zu verstecken? Den aktuellen Culotte-Trend falsch verstanden? Oder möchte er an seinem Image als lässiger Surferboy arbeiten? Dafür spricht jedenfalls die Wahl seiner Strandbegleitung, Surflegende Laird Hamilton.
Die Frage nach stilsicherer Badebekleidung zählt zu den schwierigsten der Männermode überhaupt. Tatsächlich haben sich in dem Bereich während der letzten Jahrzehnte nur sehr wenige ästhetische Hochmomente bei uns eingeprägt: Sean Connery und später Daniel Craig aus dem Wasser steigend als James Bond, David Hasselhoff mit Rettungsboje unterm Arm in Baywatch, Alain Delon beim Verführen von Romy Schneider am Swimming Pool.
Am heimischen Badesee überwiegt währenddessen meist das textile Grauen - es dominieren unter Bierbäuchen verstecke Mikroslips sowie bis zur Hühnerbrust hochgezogene Hawaii-Shorts. Alles eine Frage der Figur also? Nein, auch der Haltung. Wie oben aufgezeigt scheitern selbst gut gebaute Hollywood-Stars regelmäßig an der Wahl der richtigen Form und Länge und sogar Daniel Craig erzählte dem Playboy nach seinem ersten 007, er wolle nie wieder eine Badehose wie die in Casino Royal tragen, das sei ihm unangenehm.
Vielleicht helfen im sommerlichen Bekleidungsdilemma tatsächlich nur: strikte Vorschriften. In Frankreich, wo Mode ohnehin ernst wie eine Staatssache genommen wird, sind weite Bermudashorts in einigen öffentlichen Schwimmbädern verboten – angeblich aus hygienischen Gründen. Dort wären dann auch Calvin Harris und sein Jungstrupp bestens aufgehoben.
Wird auch getragen von: Tiefengebräunten Latin Lovers, Möchtegern-Profischwimmern, Giorgio Armani, älteren Männern, die gern an Gewohnheiten festhalten, Besuchern französischer Freibäder
Wird getragen mit: Sonnenöl mit Kokosduft, verspiegelter Sonnenbrille bzw. Schwimmbrille und Stoppuhr
Typischer Instagram-Kommentar: 🍆
Nicht zu verwechseln mit: Borat
Foto: Instagram/Emil Nava