Vielleicht ist Melania Trump ja wirklich alles egal. Also genau so, wie es hinten auf dieser Jacke steht, die sie gestern beim Besteigen des Flugzeugs in Richtung Texas trug: »I really don’t care, do u?«
Das Schicksal der von ihren Eltern getrennten Flüchtlingskinder, die sie dort überraschend besuchte? »Pff, nicht mein Problem!«, schien die Jacke zu sagen. Die Medien, die sich jetzt wieder das Maul über sie zerreißen und Fake News verbreiten? »Who cares!« So jedenfalls erklärte Donald Trump die Statement-Jacke via Twitter.
Bei anderen Paaren würde man jetzt sagen: Er muss es ja wissen. Bei den beiden allerdings ist man sich nicht so sicher, ob die gelegentlich überhaupt miteinander sprechen, geschweige denn ihre Garderobe diskutieren.
Noch absurder war nur noch die Stellungnahme der FLOTUS-Sprecherin, es handele sich ja nur um eine Jacke. »Da war keine verborgene Botschaft.« Das wiederum sind dann wirklich mal doppelte Fake News, weil die Botschaft erstens gut lesbar hinten draufgedruckt stand, und es sich hier keineswegs nur um irgendeine Jacke handelt, sondern um ein 39-Dollar-Modell von der Modekette Zara. Eine Preisklasse, in der Melania länger nicht unterwegs war.
Beim Besuch des französischen Präsidentenpaares trug sie eine Haute-Couture-Robe von Chanel mit eher sechsstelligem Preisschild. Auch sind Slogans sonst nicht so ihr Ding. Vor allem nicht, wenn man auf dem Weg zum derzeit delikatesten unter all den anderen heiklen Themen unterwegs ist. Sich bedeckt halten sieht anders aus - nämlich nach Dolce & Gabbana, Gucci, Michael Kors. Dass Melania Trump morgens aufsteht und sich wirklich nur schnell egal was überzieht – eine geradezu niedliche Ausrede.
Womöglich ist ihr ja eher ihr Job als First Lady ein bisschen egal. Haben wollte sie ihn ja angeblich sowieso nie, aber jetzt, wo sie da reingeraten ist, mischt sie den Laden halt ein bisschen auf. Klassische Guerilla-Strategie. Völlig unberechenbar sein, die Gegenspieler maximal verwirren. Also einfach mal Manolo-Stilettos anziehen, wenn man auf dem Weg ins Hurricane- und Hochwassergebiet ist. Im Capitol total zufällig einen weißen Hosenanzug tragen – eigentlich die Uniform der Clinton-Opposition.
Oder einfach mal vom Erdboden verschwinden, in bester »Mrs X«-Brettspiel-Manier, und zusehen, wie die Öffentlichkeit sich daran die Zähne ausbeißt. Das Dumme ist nur: Falls sie es drauf anlegt, rausgeschmissen zu werden, kann sie noch lange freidrehen. Eine Scheidung im Weißen Haus wird wohl eher nicht passieren.
Deshalb gäbe es natürlich noch diese andere Theorie, sicherlich die liebste des »Team Melania«, also derer, die hier vor allem eine gebeutelte Frau sehen, die ihren Mann zutiefst hasst – und sich deshalb mit ihrer Garderobe vor allem über ihn lustig macht. Mitten in der »Grab them by the pussy«-Affäre eine Gucci-Bluse mit einem so genannten Pussy Bow-Kragen zu tragen. Oder zu Zeiten der transatlantischen Verstimmung einen Entwurf der ehemaligen britischen Premierministergattin Samantha Cameron wählen. Und die besagten Hochwasser-Stilettos. Ganz schön viele Zufälle. So viele Zufälle gibt es nicht.
Vielleicht war das Zitat auf der grünen Jacke also gar nicht stellvertretend für sie, sondern an die Trump-Administration gerichtet, der ja anscheinend wirklich alles egal ist, selbst von ihren Eltern getrennte, verängstigte Kinder. Die First Lady zumindest sagte bei ihrem Besuch, sie unterstütze die »Familienzusammenführung« und halte es für wichtig, dass Kinder bei ihren Familien bleiben.
Falls Melania Trump jetzt Gefallen an Slogan-Sachen findet, hätten wir bereits einen Tipp für ihren nächsten offiziellen Auftritt: Das T-Shirt der deutsch-iranischen Designerin Leyla Piedayesh von Lala Berlin mit der Aufschrift: »I’m an immigrant.« Da kann ihr Gatte dann nicht mal »Fake News!« twittern.
Wird getragen von: First Ladys und anderen Influencern
Das sagt der Englischlehrer: »Das heißt, ‚do you!’ Nicht ‚do u’!« Passender Song: »(I don’t care.) I love it« von Icona Pop