Schluss mit frustig

Lieber schlechter Geschmack als schlechte Stimmung: Die Zeiten sind schon grau genug.

(Die hochschwangere M.I.A. beim Grammy)

In diesem Jahr waren die Oscar-Roben so interessant wie ein Sicherheitsgurt. Die Rückkehr zu den wahren Werten in Ehren, aber so viel Langeweile haben wir nicht verdient. Wie erfrischend war da etwa der Grammy-Auftritt der hochschwangeren Sängerin M.I.A. in einem transparenten Etwas mit eingenähtem Osterei-Bikini von Henry Holland. Oder der pinkfarbene Hut mit pinkfarben gestreiftem Hemd des Fiat-Erben Lapo Elkann. Nein, das ist nicht schlechter Geschmack, der passiert einfach. Das ist ein Ereignis. Ein inszenierter Auftritt, der Chuzpe erfordert – frei nach Fran Fine, die in der US-Sitcom Die Nanny stets mit wunderbar vulgären Outfits bestach.

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Warum nicht mal mit schlechtem Beispiel vorangehen, statt sich immer vornehm-elegant zurück-zuhalten? Vorbilder gibt es genug: Agyness Deyn, Anna Piaggi, Beth Ditto, Cher, Elton John, John Galliano, etc. Das ist pure Nächstenliebe – sie machen ihren Mitmenschen damit große Freude. Denn sich das Maul über die Kleider fremder Leute zu zerreißen, kostet nichts und tut gut. Die ehemalige Chefredakteurin der amerikanischen Vogue, Diana Vreeland, brachte es maßgeschneidert auf den Punkt: »Etwas schlechter Geschmack ist wie eine Prise Paprika.« Und momentan können wir Würze wirklich gut gebrauchen.