»Zu dem Lied kann man sich wahnsinnig gut in Liebeskummer suhlen«

Von Heimatmusik bis Harry Styles: Der Schauspieler Maximilian Brückner verrät seine sieben Lieblingslieder, für die er auch schon mal auf seine Gage verzichtet.


#1 »Lasset uns das Leben genießen« von den Jungen Riederinger Musikanten

Bei den Jungen Riederingern bin ich das erste Mal mit Musik in Kontakt gekommen. Als Teenager war es ein Riesenvorteil in dieser kleinen Blaskapelle zu spielen: Man konnte lange wegbleiben, ohne dass die Eltern sauer waren und hat schon ein bisschen Geld verdient. Außerdem sind meine besten Freunde, zwei meiner Brüder und eine meiner Schwestern Mitglieder.
Ich selber bin kein großartiger Tubist, aber ab und zu spiele ich noch zuhause. Es ist kein kompliziertes Instrument. Wenn man es einmal raus hat, kann man jederzeit jemanden auf der Tuba begleiten.
Die Jungen Riederinger sind auch am Münchner Volkstheater dabei, wenn wir Stücke wie »Brandner Kaspar und das ewig’ Leben« spielen. Nach ungefähr zwanzig Jahren haben sie jetzt endlich ihre erste CD veröffentlicht und da ist »Lasset uns das Leben genießen« drauf. Ich verbinde sehr viel mit dem Lied.


#2 »What A Wonderful World« von Sam Cooke

Wenn einen mit 16 Jahren die Emotionen und die Hormone völlig übermannen, dann kann man sich zu diesem Lied wahnsinnig gut in Liebeskummer suhlen.
Bei der Aufnahmeprüfung für die Schauspielakademie sollte ich ein Mädchen vor der ganzen Schule verliebt ansingen. Ich habe mich für »What A Wonderful World« entschieden, weil es das einzige Lied war, dessen Text ich auswendig konnte. Das verliebte Vorsingen hat wahnsinnig gut funktioniert, weil ich so aufgeregt war, dass es perfekt gepasst hat. Der Song hat also maßgeblich zu meiner Aufnahme an der Akademie beigetragen.
Ich kannte den Song schon als kleiner Junge, weil mein Vater immer so alte Klassiker gehört hat. Während jeder Urlaubsreise hatte er eine Kassette dabei. Die konnte man nach 14 Tagen oder drei Wochen Urlaub komplett in- und auswendig. Normalerweise kann man solche Sachen ja dann eigentlich nicht mehr hören, aber ich mag diese Lieder heute alle noch.
Ich habe sieben Brüder und Schwestern, deswegen brauchten wir immer einen Jeep für die Urlaubsfahrten. Da haben wir dann hinten alle Sitze umgelegt, auf dem Boden lagen noch ein Schlauchboot und das Gepäck. Da wurden dann Decken drübergelegt und alle Kinder setzten sich drauf. Heute wäre das unmöglich, so kommt man durch keine Polizeikontrolle. Früher war das völlig normal.


#3 »Ol’ 55« von Tom Waits

Auf der Schauspielschule hatte ich zum ersten Mal Kontakt mit ganz anderen Liedern. Tom Waits liebe ich von vorne bis hinten. Sein Album »Closing Time« habe ich mir in München gekauft und es dann zuhause meinem Bruder vorgespielt. Er fand »Ol’ 55« so toll, dass ich es zu seinem Hochzeitslied gemacht habe. Mein Bruder und ich haben zusammen geheiratet. An dem Tag habe ich der Band gesagt, dass sie »Ol’ 55« für ihn und seine Frau spielen sollen.

#4  »Bei der Lindn« von Riederinger Sänger
Ich wohne noch in meiner Heimat, aber dieses Jahr war ich sehr viel unterwegs. Gerade bin ich in Berlin und drehe einen Zweiteiler fürs ZDF über die RAF, »Der Mordanschlag«. Ich bin der leitende BKA-Ermittler. Und manchmal, wenn ich dann Heimweh habe, höre ich mir die alten Riederinger Sänger an. Es ist schwer, an die Aufnahmen von denen zu kommen. Aber ich habe für den Bayerischen Rundfunk mal etwas gemacht und als sie mich bezahlen wollten, habe ich gesagt: Nein, ich will alle Aufnahmen, die ihr habt von den alten Riederinger Sängern. Das war der Deal. Statt einer Bezahlung bekam ich dann zwei CDs mit Liedern, die es nur im Archiv vom BR gibt.

#5 »Requiem« von Wolfgang Amadeus Mozart
Es gibt keine CD, die mich mehr beruhigt als das »Requiem«. Es ist auch zum Einschlafen hervorragend. Es bringt einen so runter.
Als wir für das ZDF den Reformationsfilm »Zwischen Himmel und Hölle« gedreht haben, habe ich das Stück extra rausgesucht. Natürlich kann man Mozart überhaupt nicht zeitlich in Einklang mit Luther bringen, aber es gibt einem das passende Gefühl mit.
Ich mochte schon immer Kirchenmusik, ich mag den kirchlichen Raum – unabhängig von dem, was dort gesagt wird. Das steht auf einem anderen Blatt. Wir haben schon als Kinder mit der Blaskapelle an den hohen Feiertagen in der Kirche musiziert. Ich mochte es damals schon wahnsinnig gerne ganz oben auf der Empore bei der Orgel zu sitzen. Meistens schalte ich dann ab und denke über mein Leben nach.  
Ich bin zwar nicht erzkatholisch, aber man kann sich der Kirche hier nicht entziehen, sie durchströmt die ganze Kultur. Trotzdem habe ich meine Schwierigkeiten mit gewissen Auslegungen und Abläufen.


#6 »Sign of the Times« von Harry Styles

Als ich das erste Mal beim Surfen am Eisbach in München war, lief es ganz gut. Danach bin ich ins Auto gestiegen und dann ging dieses Lied los. Mittlerweile ist es zu einem Ritual geworden: Immer, wenn ich zum Eisbach fahre, höre ich es. Ich liebe »Sign of the Times« einfach, es ist perfekt. Ich finde es faszinierend, dass Harry Styles vorher in einer Boyband gesungen hat und dann so einen Song raushaut.
Sonst bin ich bei der aktuellen Musik ja ziemlich raus. Meine anderen Lieblingslieder sind alle aus grauen Vorzeiten. Ich muss gestehen, dass ich wahnsinnig viel Deutschlandfunk oder Bayern2 höre, wenn ich unterwegs bin. Das läuft bei mir den ganzen Tag, viel mehr als Musik.


#7 »The Wind Cries Mary« von Jimi Hendrix

Ich liebe diese Gitarre, wenn Jimi Hendrix seine Stücke zerfetzt.
Mit 16 Jahren, als ich das erste Mal auf Jimi Hendrix gestoßen bin, dachte ich: Ich muss das jetzt hören, weil es ganz wichtig ist für meinen Werdegang, für meine Persönlichkeit. Ich bin nie mehr von ihm weggekommen.
In der Musik liegt einfach alles drin: Punk, Rock, Blues und dazu ganz wenig Stimme. Heutzutage habe ich Schwierigkeiten andere Lieder zu hören, weil die alle so verzerrt sind. Dann wird noch ein Filter über den Gesang gelegt. Wenn der Strom ausgehen würde, könnten die gar keine Musik mehr machen.


Maximilian Brückner ist am 30. Oktober im ZDF-Film »Zwischen Himmel und Hölle« zu sehen.

Foto: dpa