Zum Schlafen in den Schrank

Das »Lloyd Hotel« in Amsterdam hat eine sehr bewegte Geschichte. Heute gibt es dort 117 Zimmer von einem bis fünf Sterne – mit kuriosen Details.

Foto: Dennis Bouman

Hier lässt es sich gut bleiben. So lautet das gängige Versprechen aller Hotels. Das »Lloyd Hotel« in Amsterdam hingegen war ursprünglich zur Abreise gedacht. Die Reederei Königlich Holländischer Lloyd eröff­nete es 1921 in den östlichen Docks für ihre Passagiere: osteuropäische Auswanderer. Das Hotel war deren letzter Stopp vor Südamerika. Das Gebäude hat seitdem etliche Umnutzungen hinter sich: Erst wurde es zum Lager für jüdische Flüchtlinge, dann zum Gefängnis der Nazis, später zur Jugendstrafanstalt. Ende der Achtzigerjahre zogen Künstler ein, mit Ateliers und Werkstätten. All das steckt dem »Lloyd« noch im Gemäuer.

Im weitläufigen Restaurant im Erdgeschoss wird man mit Stimmengewirr und Geklapper empfangen. Das passt zur Bahnhofshallenhöhe des Raums: Beim letzten Umbau wurden die Geschosse bis unters Dach entfernt. Übrig blieben über Treppen verbundene Innenbalkone, die als Meeting-Spaces dienen. So licht diese Gemeinschaftsräume wirken, so eng und kachelgrau sind die Flure und Treppen.

Auch etliche der 117 Zimmer sind sonderbar: Ein Bett versteckt sich im Schrank, ein anderes bietet Platz für sieben Personen. Das »Musikzimmer« ist schallisoliert, falls die Gäste etwa Trompete spielen möchten. Wo genau man schläft, erfährt man erst bei der Ankunft. Lediglich die Kategorie ist über den Preis schon geregelt: von einem bis fünf Sterne. Im »Lloyd« wird es einem also selbst dann nicht lang­weilig, wenn man immer wieder kommt.

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Lloyd Hotel 
Oostelijke Handelskade 34, 1019 BN Amsterdam, Niederlande
Tel.: 0031/20561/3636
Zimmer mit Gemeinschaftsbad ab 50€, Suite ab 140€

Im »Lloyd Hotel« gleicht kein Zimmer dem anderen - jeder Raum ist individuell gestaltet.