Rekordverdächtiger Leichtsinn

Laura Dekker ist 14 Jahre alt. Wie einige andere Mädchen will sie nun allein im Segelboot die Welt umrunden. Was hat das noch mit Pubertät zu tun?

Mädchen in der Pubertät können hartnäckig sein, wenn sie etwas wirklich wollen. Ganz dringend. Un-be-dingt. Die gleiche Frisur wie Rihanna. Beim Freund übernachten. Model werden. Und sie rütteln so lange an ihren Eltern, bis diese mürbe sind und resigniert grünes Licht geben.

Im Falle von Laura Dekker war der Wunsch allerdings keiner dieser typischen Teeniespleens: Die 14-Jährige ist vor wenigen Tagen aufgebrochen, als jüngster Mensch der Welt die Welt zu umsegeln. Allein. Ohne Hilfe, ohne Zwischenstopps. Rund zwei Jahre lang. Dehydriertes Essen, Unwetter, Langeweile, ständige Feuchtigkeit. Wenig Schlaf und harte körperliche Arbeit. Online-Hausauf- gaben. Weihnachten, Geburtstag, Neujahr, die Kuschelrockparty an der Schule: allein auf dem Boot.

Ein außergewöhnlicher Wunsch eines außergewöhnlichen Mädchens, könnte man denken, aber sie ist nicht die Einzige: Am 15. Mai dieses Jahres lief die momentane Rekordhalterin Jessica Watson in ihrem Heimathafen Sydney ein, drei Tage vor ihrem 17. Geburtstag. Am 12. Juni musste die 16-jährige Abby Sunderland nach fünf Monaten auf See wegen eines Mastbruchs gerettet werden. Es ist anscheinend ein moderner Mädchentraum, mutterseelenallein auf den Weltmeeren herumzusegeln, und man muss sich schon darüber wundern. Läuft er doch so ziemlich allem zuwider, wofür die Adoleszenz normalerweise steht: Einordnung im sozialen Gefüge, Erkunden von Sexualität, das Aufbauen von Beziehungen. Für all das braucht es den Kontakt zu anderen Menschen - doch diese Mädels wählen die Einsamkeit und kappen mal eben alle Leinen.

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Und erfüllen so natürlich gleichzeitig die übrigen Hauptkriterien der Pubertät aufs Trefflichste: Rebellion und Loslösung von den Eltern. Ganz zu schweigen von Sturheit und dem Drang, sich zu beweisen. Was auch immer die Gründe von Dekker und Co. sein mögen, die Mamas und die Papas jedenfalls gaben ihr Okay. Das ist mindestens genauso unverständlich. Die Vorstellung, das eigene Kind schippere zwei Jahre lang allein über die Weltmeere, ist für die meisten Eltern wohl eine Ungeheuerlichkeit. Diese Eltern würden ziemlich sicher den Teufel tun, den Mädels zu erlauben, zwei Jahre lang mit einer Rockband um die Welt zu touren, aber allein auf hoher See, das geht in Ordnung, kein Problem. Vielleicht denken sie, die großen Gefahren gingen letztlich immer von Menschen aus - homo homini lupus. Vielleicht ist es der Reiz des Rekords. Vielleicht waren sie auch einfach mürbe.

dpa