Es war einmal ein Geschäftsmann. Der wünschte sich so sehr ein großes schweres Auto. Weil das aber sehr viel Benzin braucht und viele Abgase ausstößt und der Geschäftsmann ein guter Mensch war, fuhr er nur ein kleines Auto. Doch eines Tages kam zu ihm eine gute Fee, verkleidet als Kollegin, und sagte: Du wolltest doch immer ein großes Auto. Ich will meines nicht mehr, wollen wir nicht tauschen? Weil ich viel mehr fahre als du, belasten wir dann beide zusammen die Umwelt weniger als jetzt. Da freute sich der gute Geschäftsmann, weil er jetzt viel Sprit verbrauchen konnte und trotzdem gut sein. Die beiden tauschten ihre Autos und waren glücklich bis an ihr Lebensende. Oder zumindest bis zum Ende ihrer Leasingverträge.
Mal ehrlich, klingt das nicht wirklich fast wie ein Märchen? Ich werde ja fast reflexartig skeptisch, wenn etwas, was sonst bedenklich ist, aufgrund ganz besonderer Umstände in diesem Fall plötzlich in Ordnung gehen soll. Nur: Hier scheint es ausnahmsweise zu funktionieren. Natürlich wäre es für
die Umwelt noch besser, wenn Sie beide in Zukunft zu den Kunden joggen oder modernste Sparautos kaufen würden. Wenn das jedoch im Moment ausscheidet, scheint es widersinnig, aus Umweltschutzerwägun-gen die Umwelt stärker zu belasten und aus Prinzip die Beteiligten an ihre jeweiligen ungeliebten Autos zu ketten. Setzen Sie damit ein falsches Zeichen? In gewissem Sinne ja, aber dafür setzt Ihre Kollegin das gegenteilige, indem sie auf den sparsameren Wagen umsteigt. Und den Spritfresser als Fanal öffentlich zu verschrotten scheitert vermutlich an der Controlling-abteilung Ihrer Firma. Sie müssen damit leben können, als Fahrer einen Eindruck hervorzurufen, der – zumindest zum Teil – Ihren Überzeugungen zuwiderläuft; ansonsten spricht in dieser besonderen Konstellation aus moralischer Sicht tatsächlich wenig gegen den Autotausch.
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Illustration: Marc Herold