Ein Becher Buntes

Der Fruchtcocktail im Plastikbecher hat seinen Siegeszug angetreten. Er ist überall: in der Kantine, beim Bäcker, am U-Bahnhof, im Supermarkt. Doch wie frisch und gesund ist das Obst? Und wer schneidet eigentlich die Massen an Melonen, Kiwis, Äpfeln und Orangen? Wir sind den wichtigsten Fragen rund um den Trendbecher nachgegangen.

Wie kommt der Fruchtcocktail in die Metzgertheke?
Sind alle Fruchtcocktails gesund?
Welche Früchte sollen in den Becher?
Wie wird der Fruchtcocktail hergestellt?
Wie schädlich sind die Plastikbecher?
Welche Fruchtcocktails sollte man lieber nicht essen?
Wie kann ich erkennen, ob ein Fruchtsalat schlecht ist?

Wie kommt der Fruchtcocktail in die Metzgertheke?

Seit zirka fünf Jahren macht der Fruchtcocktail „to go" unaufhaltsam Karriere. Die Zahl der Singles in Deutschland nimmt zu, viele wollen oder können nicht für sich allein kochen. Die Nachfrage nach Convenience Food ist gestiegen. So nennt man Lebensmittel, die portioniert und schon fertig zubereitet zum Verzehr sind. Damals, als der Fruchtcocktail noch Obstsalat hieß, wurde er sonntags nach dem Mittagessen von der Mutter geschnippelt oder mal abends gegessen, beim Fernsehschauen. Aber außerhalb des Elternhauses war der Obstsalat eher ein „no go" als „to go".

Jetzt geht der Trend deutlich zu frischen und gesunden Nahrungsmitteln für unterwegs. Kantinen, Bäckereien und Supermärkte bieten nun Salat der Saison an, weil das Bewusstsein für gesunde Nahrung gestiegen ist. In den letzten fünf Jahren hat sich die Nachfrage nach Fruchtsalat in Deutschland verzehnfacht. Der Konsument hat das schwere Essen satt. Salat und Obst sind sexy geworden und lösen den Caffè Latte „to go" als Statussymbol ab. Die Melone ist die beliebteste Frucht im Cocktail, ihr Wassergehalt liegt bei 95 Prozent. Nach den Getränken für unterwegs ist nun ein Produkt gefragt, deren größter Bestandteil wiederum Wasser ist. Man könnte vermuten, der Trend gehe hin zur Flüssignahrung. Sind alle Fruchtcocktails gesund?
Nur frisches Obst enthält Vitamine und Mineralstoffe. Sobald eine Frucht angeschnitten wird, ist ihre Zellstruktur verletzt und sie beginnt zu verderben. Deshalb darf von der Herstellung bis zum Verkauf die Kühlkette nicht unterbrochen werden. Je frischer die Ware, desto gesünder ist sie. Nach der Zubereitung sollte der Cocktail innerhalb von drei Tagen verzehrt werden. Aber natürlich weiß man oft nicht genau, wann der Cocktail zubereitet wurde.

Welche Früchte sollen in den Becher?
Die meisten Vitamine stecken in der Schale. Äpfel sollten also ungeschält in den Becher. Saures Obst wie Zitrusfrüchte hält sich nach dem Aufschneiden länger als andere. Die Orange hat viel Vitamin C und darf in keinem Obstsalat fehlen. Die Banane eignet sich nicht, da sie sehr schnell reif und matschig wird. Die Ananas ist wegen ihrer Süße sehr beliebt. Sie verleiht dem Cocktail Exotik und steht für modernen Lifestyle.

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Wie bei den Gummibärchen ärgert man sich immer über die eine Frucht, die man nicht mag, von der dann auch noch zu viel drin ist. Aber in fast allen Mixturen finden sich zu gleichen Teilen Äpfel, Melonen, Ananas, Trauben. Äpfel beispielsweise sind am leichtesten und rutschen dadurch beim Transport meist nach oben. Somit entsteht oft der falsche Eindruck, es wären hauptsächlich Äpfel für den Fruchtcocktail verwendet worden.

Wie wird der Fruchtcocktail hergestellt?

Die wenigsten Betriebe machen den Fruchtcocktail selbst. Große Supermarktketten haben Zulieferer, die den Salat schneiden und verpacken. Die Firma Mirontell bei Berlin ist einer der Lieferanten der Supermarktkette Tengelmann. Sie stellt bis zu 5000 Becher und Eimer Obstsalat am Tag her, das entspricht ungefähr 5,5 Tonnen.

Die Firma Feinkost Kugler beliefert den Großhandel rund um München und Teile Österreichs. In der Manufaktur in Grasbrunn, einem Münchner Vorort, schneiden täglich lilafarbene flinke Finger eine Tonne Melonen, Äpfel und Ananas zu. Die Gummihandschuhe der Mitarbeiter sind lila, damit kein noch so kleiner Fetzen unbemerkt ins Essen geraten kann. Unter dem weißen Kittel tragen die Arbeitskräfte dicke Daunenjacken, denn in der Verarbeitungshalle herrschen nur zwei bis acht Grad. Die Ananas trifft hier schon ohne Grün ein und sieht ein bisschen "skalpiert" aus.

An einer Art Stanzmaschine werden die Früchte in kleine Stückchen zerkleinert. Kunden hatten sich über die Regelmäßigkeit der Stücke beschwert, sie wirkten zu maschinell geschnitten. Daraufhin wurde der Stempel zu unregelmäßigen Größen hin verändert. Die Mischung wird nach dem Schneiden in 1,5- und 5-Kilo-Behälter gefüllt, die bis zum Rand mit einem Wasserascorbinsäuregemisch aufgeschüttet werden, das der Haltbarkeit dient.

Von dort aus werden die Eimer zum Handel gefahren, zum Viktualienmarkt nach München oder in Kantinen, aber auch zum Obstgroßhandel, wo der Salat in kleine 200-Gramm-Plastikbecher umgefüllt und dann weiterverkauft wird. Somit können schon einmal mehr als 24 Stunden vergehen, bis der Fruchtcocktail im Kühlregal eines Coffeeshops steht. Das hat der Hersteller nicht mehr in der Hand.

Wie schädlich sind die Plastikbecher?
Da die Vitamine im Obst lichtempfindlich sind, ist das Abfüllen in transparente Plastikbecher nicht die optimale Aufbewahrungsmethode. Aber das Auge isst mit, besonders bei Produkten, die Frische suggerieren sollen. Das Obst muss bunt und knackig aussehen, die Farben klar voneinander getrennt. Satte Farben vermitteln ein gesundes Lebensgefühl.

Das Plastik gilt als gesundheitsverträglich. Der Müll, der dabei entsteht, muss einen allerdings nachdenklich stimmen: Ein Obstgroßhändler, der große Supermarktketten beliefert, verwendet im Jahr ungefähr eine Million Plastikbehälter für seine Fruchtcocktails. Das sind pro Betrieb eine Million Plastikbehälter mehr als zu den Zeiten, als man sich noch auf dem Weg zur Arbeit einen Apfel mitgenommen hat. Die Becher sind Einwegprodukte und werden unterwegs oder im Büro weggeworfen, wo es kaum Mülltrennung gibt.

Welche Fruchtcocktails sollte man lieber nicht essen?
Nicht nur der fertige Cocktail muss unbedingt gekühlt werden, sondern auch das Obst, das dafür verwendet wird. Eine populäre Bananenhandelsfirma brüstet sich damit, dass in ihren „Fruchtbars" der Fruchtcocktail frisch und zubereitet wird. Bunt gemischt und nett anzusehen steht er dann im Kühlregal. Doch verwendet wird ungekühltes, älteres Obst für die Säfte und Fruchtcocktails.

Wie kann ich erkennen, ob ein Fruchtsalat schlecht ist?
Ein hoher Wassergehalt im Becher ist ein Indiz dafür, dass die Früchte schon länger stehen. Je älter das Obst ist, desto mehr Wasser. Durch das lange Stehen färbt sich das Obst, das unten liegt, als Erstes bräunlich. Die Farbe ist bei Obst ein Zeichen für Frische. Je dunkler die Farbe, desto älter ist es. Ein Fruchtcocktail hat zwischen ungekühlten Lebensmitteln nichts zu suchen. Man sollte ihn nur aus dem Kühlregal kaufen. Die Temperatur des Cocktails ist entscheidend für die Qualität des Produkts. Sechs Grad dürfen nicht überschritten werden. Fühlt sich ein Becher nicht kalt an, dann ist sein Inhalt ganz sicher nicht mehr frisch.