Kurz vor Sonnenuntergang, so gegen sechs, dürfen wir
eine Runde drehen, um die vier Ecken, damit ich das,
was ich in meinen Augen aufbewahrt habe, auffrischen
oder ergänzen kann, auch um bestimmte Wörter
aus dem Kopf zu kriegen, z. B. Sterblichkeitsrate,
die ich mittlerweile ohne Zögern aussprechen kann.
Wir stolpern entweder den Weg zum See hinunter,
ohne daran zu denken, dass wir auch wieder hoch müssen,
was für meine Lunge eine Tortur ist.
Man geht geduckt unter den überhängenden Zweigen,
damit einem die Tröpfchen nichts anhaben können.
Es hat sich ein besonderer Geruch hier gehalten,
ein Überrest vom Winter, bilde ich mir ein. Pass auf
die Wurzeln auf, sie sind glitschig, und du darfst nicht fallen.
Keiner denkt mehr daran, die Büsche zu schneiden,
sie bilden eine Krypta, aus der man ins Licht tritt
und plötzlich den See vor sich hat. Man sollte sich
die Hände waschen, mehr geht mir nicht durch den Kopf.
Über dem See liegt ein bläuliches Licht, sehr zart,
das dann ein grelles Rot wird, wie geschminkt, und
aus diesem Farbrausch heraus schreien die Vögel,
Enten und Haubentaucher, wahrscheinlich aus Freude,
dass wir sie nicht sehen können und sie nicht uns,
die wir am Ufer an den Bäumen lehnen,
an der vom Regen dunklen Borke, die auch
unser Leben schützt. Keiner dieser fast schwarzen Bäume
möchte in der Stadt leben. Und ich möchte wissen,
wie man die Zeit spürt, so wie man den Sturm spürt
und die Hitze und das Wasser. Wie spürt man die Zeit?