Im Jahr 1972 erschien ein ziemlich bitteres Buch über die süßeste Sache der Welt. Pur, weiß und tödlich lautete der Titel, verfasst vom britischen Ernährungswissenschaftler John Yudkin, publiziert zuerst in den USA, dann in Europa, mit großem Presse-Echo. Yudkin erklärte darin dem Massenpublikum, was er seit Jahren erforscht hatte: Zucker macht die Menschen dick und krank. Er sei im westlichen Nachkriegswohlstand nicht nur für die steigende Fettleibigkeit, sondern auch für immer häufiger auftretende Herzleiden verantwortlich.
Das Buch war ein Erfolg – aber Yudkin, der damals schon auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken konnte, trotzdem bald darauf für immer von der Bildfläche verschwunden, sein Ruf zerstört, seine Zeit als Wissenschaftler vorbei. Warum?
Er hatte sich mit den Falschen angelegt. Mächtige Lebensmittelkonzerne, deren Geschäft nicht zuletzt auf Zucker basiert, taten alles, um die Verbreitung seiner Botschaft zu verhindern. Fragwürdige Gegenstudien wurden finanziert. Universitäten und Instituten, die mit Yukdin kooperierten, wurde mit der Streichung von Fördergeldern gedroht. John Yudkin wurde als ein Verrückter dargestellt, der haltlose Propaganda betreibe. Und so setzte sich eine ganz andere These durch: Fett sei das größte Übel auf unserem Speiseplan, das Fett mache uns fett und krank. Auf dieser Annahme basierte nach der Demontage von John Yudkin auf Jahrzehnte unsere Ernährungsphilosophie.
Heute weiß man: Mit vielen seiner damals revolutionären Thesen lag John Yudkin richtig. Heute weiß man um die Gefahren des Zuckers. Yudkin ist rehabilitiert, aber erleben durfte er diese späte Genugtuung nicht mehr. Im Interview mit dem SZ-Magazin erzählt nun sein Sohn Michael, selbst Biochemiker, vom langen Kampf seines Vaters, und davon, wie es kam, dass vor wenigen Jahren das legendäre Zucker-Buch in einer neuen Auflage erschienen ist. Er verrät auch, ob es im Hause Yukdin in seiner Kindheit Süßigkeiten gab.
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Foto: photocase.de/b-fruchten; Heiko Prigge