Warum macht Alkohol hungrig?

Ein Glas Wein, ein kühles Bier – und schon meldet sich der Appetit. Warum das so ist, erklärt eine Ernährungswissenschaftlerin.

Illustration: Ryan Gillet

Silke Restemeyer ist Ernährungswissenschaftlerin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE):

»Eine Studie aus dem Jahr 2017 mit Mäusen hat gezeigt, dass Alkohol die Aktivität bestimmter Nervenzellen im Gehirn verändert, und zwar die, die den Hunger steuern – die AgRP-Neuronen. Diese Neuronen arbeiten unter Alkohol verstärkt und steigern so das Hungergefühl. Hinzu kommt: Das Sättigungshormon Leptin, das für ein Sättigungsgefühl sorgt, wird unter Alkohol gehemmt. Wir fühlen uns nicht satt. Außerdem kann Alkohol den Blutzuckerspiegel beeinflussen. Normalerweise gibt die Leber kontinuierlich kleinste Mengen Zucker ins Blut ab, damit Gehirn und Muskeln gut versorgt sind. Trinken wir Alkohol, ist die Leber aber damit beschäftigt, diesen abzubauen. Die Zuckerfreigabe ist gehemmt. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel sinkt und Heißhunger setzt ein. Dadurch steigt die Lust auf mehr Essen, besonders auf fett- und kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Pizza oder Chips.

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Und das ist ungünstig, denn Alkohol hat mit 7 Kalorien pro Gramm schon eine ganze Menge Energie. Nur Fett liefert mit 9 Kalorien noch mehr. Wer also Abnehmen möchte, der sollte auf Alkohol verzichten: Er liefert nicht nur viele Kalorien, sondern sorgt auch dafür, dass man mehr isst.

Übrigens: Am Morgen nach einer durchzechten Nacht verlangt der Körper nach salzigem Essen. Der Grund: Alkohol entzieht dem Körper viel Flüssigkeit, während gleichzeitig wichtige Mineralstoffe ausgeschieden werden. Salziges Essen hilft dabei, diesen Mangel wieder auszugleichen. Deshalb ist ein deftiges, herzhaftes Frühstück so beliebt, wenn man verkatert ist.«