Sandra Burghardt ist seit 2012 Teesommelière. Als solche arbeitet sie in der »Teekammer« in Bedburg, wo sie sich auf Speciality Teas, sowie Tastings spezialisiert hat und mit Leidenschaft Tee-Raritäten entdeckt.
»Aromen dienen dazu, eine gewünschte Geschmacks- und Geruchsintensität zu erreichen. Tee zu aromatisieren ist keine neuzeitliche Idee, sondern wird schon jahrhundertelang praktiziert – Blüten wie Rosen, Jasmin oder Osmanthus, Gewürze oder Rauch erweitern seit jeher auf natürliche Weise das Geschmacksrepertoire von grünen oder schwarzen Tees.
Erst die moderne Lebensmittelindustrie ist inzwischen in der Lage, alle Aromastoffe synthetisch nachzubauen, was jedoch per se nicht schlecht sein muss. Von einem Apfel-Früchtetee erwartet man beispielsweise ein mehr oder minder intensives, gleichbleibendes Apfel-Aroma. Das kann einzig durch das Trocknen der Fruchtstücke aber nicht gewährleistet werden. Auch ein klassischer Earl Grey oder Jasmintee würden aufgrund ihrer sehr limitierten Rohstoffe, sowie aufwendiger Produktionsprozesse deutlich teurer und zudem weniger intensiv schmecken.
Durch die Zugabe von Aromastoffen, die flüssig aufgesprüht werden, bleibt der typische Geschmack gleich. Aromastoffe können zudem verwendet werden, um neue und trendgerechte Geschmackserlebnisse zu kreieren. Ein Beispiel dafür sind die unzähligen Kuchentees auf dem Markt. In keinem Fall sollten die Aromen verwendet werden, um eine mindere Qualität an Rohstoffen zu verschleiern.
Lesen Sie beim Einkauf die Zutatenliste von Tees, denn hier können Sie eindeutige Inhaltstoffe ausmachen (zum Beispeil Apfelstücke, Fenchel, Ringelblumenblüten). Die zugefügten Aromastoffe lassen sich hier in ›Aroma‹ (synthetisch produziert) oder ›natürliches Aroma‹ (Aromastoffe die aus pflanzlichen, tierischen oder mikrobiologischen Ausgangsstoffen hergestellt werden) unterscheiden. Gesundheitsschädliche Aromen dürfen in Deutschland nicht in den Verzehr gebracht werden. Bei Zweifel an der Zutatenliste greifen Sie zu Bio-Tee, denn seit 2022 gilt die gesetzliche Grundlage, dass sowohl die aromatisierten als auch weiteren Stoffe (zum Beispiel Trägerstoffe wie Laktose oder Stärke, die dazu dienen, sehr geschmacksintensive Aromastoffe zu verdünnen) zu 95% aus ökologischer Landwirtschaft stammen müssen.
Dennoch gilt: Je direkter die Aromatisierung, zum Beispiel durch ein Stück Ingwer im Tee, desto nachvollziehbarer und ›selbstwirksamer‹. Meine Empfehlung: Ein hochwertiger Tee hat weniger Aromatisierung nötig – schließlich trinkt man Champagner auch nicht mit Orangensaft.«