Eliane Neubert ist Fernsehköchin beim NDR, Foodstylistin und Betreiberin eines Küchenlofts in Hamburg (mehr unter Ellikocht.de):
»Sein Essen wie einst nach strikten Regeln anzurichten, nach dem Motto ›Fleisch auf sechs Uhr, Erbsen auf zehn und Beilage auf 14 Uhr‹, ist inzwischen zum Glück total antiquiert. Die wichtigste Frage für mich ist: Worauf habe ich heute Lust? Die Präsentation sollte nicht nur zum Gericht, sondern auch zur Jahreszeit und zum Anlass passen. Ein Essen im Schrebergarten im Sommer sieht anders aus als ein Mahl zum 90. Geburtstag des Onkels im Herbst. Für alle Anlässe gilt: Nicht zu viel servieren und die Gäste mit der Menge nicht überfordern. Später kann man immer noch nachlegen. Die Teller nicht zu klein wählen.
Legen Sie den Star Ihres Gerichts in die Mitte des Tellers. Das kann statt des Filets auch ein schöner, im Ofen gerösteter Blumenkohl sein. Selbst bei fleischhaltigen Gerichten steht das Fleisch heute oft nicht mehr im Mittelpunkt, sondern kann in Form von Speckwürfeln als Topping auf dem Gemüse liegen. Vielleicht sollten wir das Wort »Beilage« sogar aus unserem Wortschatz streichen. Alles andere drapiert man luftig drumherum. Tolle Effekte erzielt man mit dem geschickten Kombinieren von Farben. Lassen Sie sich am besten schon beim Einkaufen inspirieren und halten Sie Ausschau nach knalligem regionalen Gemüse, wie Aubergine oder Rote Bete, je nach Saison. Sprechen Sie im Gemüseladen oder auf dem Markt Händler an, die haben oft Ideen, auf die man selbst gar nicht kommt – zum Beispiel, Erdbeeren mit Spargel und Basilikum zu kombinieren.
Fotos in Kochbüchern und Internet-Rezepte sind natürlich auch eine prima Inspirationsquelle. Ein paar Tricks, die immer gut aussehen: Radieschenscheiben schmecken in den meisten herzhaften Gerichten super und peppen auch farblich jeden Teller auf, wie eine Art Küchen-Rouge. Auch fedrige frische Kräuter wie Kerbel, Dill oder Kresse verleihen blassen Gerichten Farbe. Viel aufregender schmecken Kräuter und Sprossen, wenn man sie vorher in einem Spritzer Olivenöl, Zitronensaft und etwas Salz mariniert. Ein Klecks Joghurt oder Schmand macht sich gut auf dem Tellerrand, mit elegantem Schwung angerichtet. Und als hübsches Topping eignen sich feine Zitruszesten, Chiliflocken, Sesam oder knusprig geröstete Nüsse, Croutons oder Röstzwiebeln. Kein Fan bin ich dagegen von Balsamico-Creme, mit der in Bürokantinen gerne wie wild dekoriert wird – dabei hat sie einen starken Eigengeschmack, der oft nicht zum Essen passt.«