Ilse Münchhausen-Prüße betreibt die Kaffeerösterei Münchhausen in Bremen, ein Familienunternehmen in dritter Generation. Außerdem ist sie promovierte Mathematikerin und Physikerin:
»Ich lasse mir für einen guten Kaffee gerne Zeit. Wenn es aber mal ganz schnell gehen muss, empfehle ich, heißen Kaffee mit einem Rest kalten Kaffees vom Vortag herunterzukühlen. Dadurch haben auch Liebhaber von schwarzem Kaffee keine geschmacklichen Einbußen. Wer also öfter in Eile ist, sollte etwaige Kaffeereste nicht wegschütten, sondern aufbewahren. Im Kühlschrank geht das problemlos ein paar Tage lang. Entgegen der Redewendung schmeckt guter Kaffee nämlich auch kalt noch gut. Es kommen auch immer mehr Menschen auf den Geschmack des Modegetränks Cold Brew Coffee, der von vornherein über viele Stunden mit kaltem Wasser extrahiert wird.
Wer Milch im Kaffee mag, hat es natürlich noch leichter und schüttet einfach kalte Milch nach. Ein paar Minuten länger dauert das klassische Rühren und Pusten. Einem physikalischen Grundsatz zufolge kommt es ja, wenn zwei Materialien unterschiedlicher Temperatur in Kontakt zueinander kommen, zu einem Temperaturausgleich: das wärmere Material gibt Wärmeenergie ab und das kältere nimmt sie auf. Das geht umso schneller, je größer die Kontaktfläche und je größer die Temperaturdifferenz ist. Rühren bewegt den heißen Kaffee zur Oberfläche, Pusten bewegt kühlere Luft an die Tasse. Will man zusätzlich die Oberfläche vergrößern, können Sie den heißen Kaffee auch in eine zweite Tasse umfüllen, möglichst in eine flache und große wie wir sie vom Teetrinken kennen, idealerweise ist sie noch im Kühlschrank gekühlt.
Außerdem sollten Sie prüfen, ob Sie Ihren Kaffee nicht womöglich von vornherein zu heiß aufbrühen. Kaffee sollte man in der Regel nämlich gar nicht mit kochendem Wasser aufbrühen, sonst verbrennt das Kaffeepulver. Ideal ist 92 bis 96 Grad heißes Wasser. Kochendes Wasser sollte man vor dem Aufgießen also kurze Zeit stehen lassen. Wie lange genau hängt davon ab, wie hoch Ihr Wohnort liegt – bei exakt 100 Grad siedet Wasser ja auf Meereshöhe, pro 300 Metern Höhe sinkt der Siedepunkt um ein Grad. Ich war einmal bei einer Kaffeezeremonie in Äthiopien auf 3000 Metern Höhe, wo mit siedendem Wasser aufgekocht wurde. Dem Geschmack hat es trotzdem nicht geschadet, weil Wasser dort oben ja schon bei 90 Grad kocht.«