Muss ich Mineralwasser trinken, um genug Mineralien zu mir nehmen?

Ob schon im Leitungswasser genügend Mineralien drin stecken und wie wir sonst noch Nährstoffe aufnehmen können, erklärt ein Experte.

Illustration: Ryan Gillet

Jens Haberkamp ist Umweltingenieur und Professor für Siedlungswasserwirtschaft an der FH Münster und beschäftigt sich in seiner Forschung vor allem mit der Abwasserwirtschaft und Trinkwasserversorgung. Sein Schwerpunktthema ist die Wasserwiederverwendung.

»Um genügend Mineralstoffe zu sich zu nehmen, muss man nicht extra Mineralwasser trinken. Die Mineralstoffzusammensetzung im Wasser hängt vom lokalen Untergrund ab. Bei hohem Kalkgehalt – also Kalziumkarbonat – wird dieses beim Versickern des Wassers teilweise gelöst, sodass relativ hohe Kalzium- und Magnesiumwerte im Grund- und Trinkwasser zu finden sind. In anderen, kalkärmeren Regionen ist das Wasser entsprechend weicher – also mineralstoffärmer.

Bei Mineralwasser und Leitungswasser zeigt sich oft kein großer Unterschied, wenn das Wasser aus denselben lokalen Wasservorkommen gewonnen wird. In den meisten Fällen hat das Leitungswasser in Deutschland gute Mineraliengehalte. Für den Körper ist es sehr gut, wenn das Wasser hart bis mittelhart ist, wegen des hohen Kalzium- und Magnesiumgehaltes. Die Kehrseite der Medaille ist natürlich, dass die Kaffeemaschinen und Wasserkocher umso schneller verkalken. Nichtsdestotrotz nehmen wir aber natürlich auch jede Menge Mineralien mit unserer Nahrung auf. Deshalb ist es nicht notwendig, anstelle von Leitungswasser Mineralwasser zu trinken.

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Durch das Aufsprudeln mit einem Wassersprudler fügt man dem Leitungswasser jedoch keine Mineralien hinzu. Es wird lediglich CO₂ hineingepresst, das sich unter Druck teilweise löst – das ergibt die sogenannte Kohlensäure. Der Mineralstoffgehalt bleibt unverändert. Zur Mineralienaufnahme reicht also Leitungswasser in der Regel aus – auch in Bezug auf die Qualität: In Deutschland wird es streng kontrolliert, über die Trinkwasserverordnung geregelt und ist überall trinkbar. Wenn das Wasser mehrere Stunden in den Rohren im Haus gestanden hat, sollte man es aber erstmal kurz ablaufen lassen, bis es spürbar kalt aus dem Hahn kommt.

Auch gerade in Zeiten des Klimawandels sollte man die Ökobilanz bedenken. Leitungswasser hat gegenüber abgepacktem Mineralwasser einen klaren Vorteil: Es braucht keine Flaschen, keinen Transport, keine energieintensive Reinigung. Wer Leitungswasser trinkt, verbessert seinen CO₂-Fußabdruck ganz einfach – und ohne Qualitätseinbußen.«

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