PD. Dr. Christoph Jochum, stellvertretender Direktor der Klinik für Gastroenterologie mit Schwerpunkt Hepatologie an der Charité Berlin, weiß, was woher das lästige Hicksen kommt:
»Beim Schluckauf handelt es sich um einen Reflex, bei dem meistens der Nervus Vagus gereizt wird. Dabei handelt es sich um einen sehr langen Nerv, der Teile des Magen-Darm-Traktes, des Herzens, der Lunge, aber auch Teile des Ohrs versorgt. Wenn man diesen reizt, wird ein Reflexbogen aktiviert, dessen Kern im unteren Teil des Gehirns beziehungsweise im oberen Teil des Rückenmarks sitzt. Der Reflex sorgt für ein schlagartiges Zusammenziehen des Zwerchfells und zu einem reflektorischen Schluss der Stimmlippen, wodurch das ‘Hicks’-Geräusch entsteht. Die häufigsten Ursachen für Schluckauf sind ein voller Magen, scharfes Essen und zu schnelles Trinken von kohlensäure- oder alkoholhaltigen Getränken. Durch das CO2 der Kohlensäure beispielsweise wird der Magen gedehnt und der Nervus Vagus gereizt. Wann der Nerv gereizt wird, kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein und sich auch im Laufe des Lebens verändern. Deshalb bekommen manche Menschen schneller Schluckauf als andere. Um gegen einen herkömmlichen Schluckauf vorzugehen, existiert eine Vielzahl an Methoden, wie den Atem anhalten, in eine Papiertüte atmen, jemanden erschrecken oder das Valsalva-Manöver – der Druckausgleich, den man beispielsweise auch im Flugzeug anwendet, wenn man Druck auf den Ohren hat. Auch Hypnose oder Entspannungsübungen sowie Geruchsstimulation können gegen Schluckauf helfen. Allerdings ist keine der Methoden als Mittel gegen Schluckauf durch Studien belegt, wird aber dennoch in der praktischen Medizin angewendet und als wirksam angesehen.
Diese unbedenklichen Schluckauf-Attacken erlebt in der Regel jeder Mensch im Laufe seines Lebens. Verhindern kann man das Auftreten von Schluckauf grundsätzlich nicht. Wer häufig von Schluckauf geplagt ist, kann aber darauf achten, wann dieser in der Regel auftritt, um die Ursache zu vermeiden. Allerdings kann Schluckauf auch der Vorbote für schwerwiegende Erkrankungen sein: Tritt der Schluckauf länger als 48 Stunden immer wieder auf, handelt es sich um den sogenannten persistierenden Schluckauf, der das Symptom einer Verdauungserkrankung, einer neurologischen Erkrankung, Krebs- oder Lungenerkrankung, aber auch einer Ohrentzündung sein kann. In diesem Fall sollte man einen Arzt aufsuchen. Von einem nicht behandelbaren Schluckauf spricht man, wenn dieser länger als einen Monat andauert. Dann werden häufig auch Medikamente eingesetzt, um den Schluckauf zu verhindern. Übrigens dauerte der längste bekannte Schluckauf 69 Jahre und sechs Monate an und verschwand schließlich von selbst.«