Dr. Brigitte Bäuerlein ist als Oecotrophologin in der Ernährungsberatung tätig und lehrt am Institut für Sport und Touristik (IST) in Düsseldorf zu den Themen Ernährung sowie Fitness- und Gesundheitsmanagement:
»Jede Art von Ablenkung beim Essen ist an sich problematisch; dazu gehört auch das Gehen. Man verliert das Bewusstsein für den Vorgang des Essens sowie den Bezug zu den Nahrungsmitteln, die man sich zu sich nimmt. Eine falsche Schlussfolgerung wäre es anzunehmen, dass man aufgrund der Bewegung mehr essen kann. Vielmehr existieren sogar Hinweise darauf, dass die Energieaufnahme beim Gehen gesteigert wird. Denn Gewichtszunahme ist häufig nicht nur die Folge von ungesundem, sondern auch unbewusstem Essen. Außerdem enthalten die Lebensmittel, die man sich für das schnelle Essen für unterwegs besorgt, in der Regel viel Zucker, sind fettig und stark verarbeitet. Lieber sollte man sich proteinhaltige und ballaststoffreiche Nahrung wie Gemüse, vollwertige Cracker oder Käse von zu Hause mitnehmen. Auch ist der Verzicht auf Zucker, selbst in Form von Obst, Smoothies oder Säften, wichtig.
Die Gründe, weshalb Essen im Gehen ungesund ist, sind durchaus vielfältig. Der Auslöser kann neben unbewusster Nahrungsaufnahme auch im hastigen Essen liegen. Kauen wir unsere Nahrung nicht ausreichend, verzögert sich das Sättigungssignal, das an unser Gehirn gesendet wird. Die Verdauung beginnt nämlich bereits im Mund, wo sich die Nahrung mit Enzymen vermengt. Das Sättigungsgefühl setzt später ein und wir neigen dazu, mehr zu essen. Das führt zu Völlegefühl und Druck auf den Magen sowie zu Glukose-Schwankungen im Blut, die wiederum eine Insulin-Resistenz auslösen können, die letztlich zu Diabetes Typ 2 führt.
Leider ist das Essen im Büroalltag in die zweite Reihe der Prioritäten gerutscht. Dennoch sollte man sich, auch in stressigen Phasen, ein Zeitfenster für eine bewusste Mittagspause schaffen. 15 Minuten, in denen man sich vom Schreibtisch entfernt und nicht von E-Mails oder Kolleginnen und Kollegen ablenken lässt, können bereits ausreichen. Diese Pause sollte man einfordern, auch um das Essenserlebnis positiv zu belegen und nicht mit negativen Erfahrungen zu koppeln. Da jede Art von Ablenkung ungesund ist, verzichtet man am besten auch auf Fernsehen während dem Abendessen.«