Welche Lebensmittel sind tatsächlich fair gehandelt?

Eine Expertin erklärt die wichtigsten Unterschiede – und regt an, mit unseren Weihnachtseinkäufen die Kleinbauern im globalen Süden zu unterstützen.

Monika Vogelpohl ist Ernährungswissenschaftlerin und Expertin für fairen Handel bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: 

»Der Begriff ›fair‹ ist gesetzlich nicht geschützt, deshalb gibt es eine Vielzahl an Siegeln. Davon sollte man sich aber nicht entmutigen lassen: Mit dem Kauf eines Produkts, das eines der international anerkannten Siegel trägt, unterstützen Sie den fairen Handel in den südlichen Ländern in der Regel grundsätzlich mehr als mit dem eines Produkts, das gar kein Siegel hat. Wenn Sie eines der gängigsten Siegel wie zum Beispiel ›Fairtrade‹, ›Gepa‹, ›El Puente‹ oder ›dwp‹ auf einem Lebensmittel sehen (einen Überblick gibt es hier), können Sie sich als Verbraucher darauf verlassen, dass der Hersteller die jeweiligen Kriterien für fairen Handel einhält und dass diese jährlich überprüft werden. Zu den einheitlichen Grundsätzen aller Fairhandels-Zertifizierer gehören zum Beispiel faire Mindestpreise für Rohstoffe, die Auszahlung einer Prämie zur Förderung sozialer, ökologischer oder ökonomischer Projekte, die Einhaltung internationaler Arbeitsschutznormen sowie das Verbot von illegaler Kinder- und Zwangsarbeit.

Monoprodukte, die nur aus einer Zutat bestehen wie zum Beispiel Bananen, Kaffee, Tee, Kakao oder Reis, müssen bei allen gängigen Zertifizierern zu 100 Prozent fair sein, um ein Siegel zu erhalten – hier gibt es kaum Unterschiede. Bei Mischprodukten wie zum Beispiel Schokolade, Keksen oder Eis hängt der fair gehandelte Anteil vom jeweiligen Zertifizierer ab. Wie groß dieser Anteil ist, muss auf der Verpackung gekennzeichnet werden, hier können Sie also vergleichen. Selbst ein vergleichsweise geringer Fair-Handelsanteil von 20 Prozent hilft den Kleinbauern, weil sie den Absatz von fairen Rohwaren erhöhen.

In der Kritik steht der sogenannte Mengenausgleich, durch den auch große Hersteller für den fairen Handel gewonnen werden konnten. Er erlaubt es den Produzenten, konventionelle und fair gehandelte Rohstoffe zu vermischen – und zwar ohne bei jedem einzelnen Produkt ausweisen zu müssen, in welchem Verhältnis. Auf der Verpackung muss jedoch ›mit Mengenausgleich‹ stehen. Letztlich hilft auch diese nicht ideale Praxis den Kleinbauern dabei, mehr Rohstoffe an den fairen Handel zu verkaufen und nicht auf einem Teil ihrer Ernte sitzen zu bleiben – die Nachfrage nach fair gehandelten Rohstoffen ist nämlich kleiner als das Angebot. Einen Beitrag, diese anzukurbeln, können wir gerade in der Weihnachtszeit beispielsweise mit dem Kauf fair gehandelter Schokolade leisten.«