Wie gesund sind zuckerfreie Getränke wirklich?

Zero Zucker, zero Bedenken? Die zuckerfreien Varianten von Softdrinks versprechen den gleichen Geschmack wie ihre zuckerhaltigen Geschwister-Produkte – ohne Kalorien. Aber sind sie wirklich gesünder? Ein Experte klärt auf.

Illustration: Ryan Gillet

Prof. Dr. Nicolai Worm ist Diplom-Oecotrophologe, Autor und war lange Jahre Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken. Mit der Logi-Methode hat er eine kohlenhydratreduzierte Ernährungsform entwickelt, die eine gesunde Ernährung sowie eine Gewichtsreduktion ohne Hungergefühl ermöglichen soll.

»Es ist belegt, dass zuckerhaltige Getränke bei hohem Konsum zu Übergewicht, Typ-2-Diabetes, Fettleber und dem metabolischen Syndrom beitragen können. Die Gefahr dieser Durstlöscher liegt darin, dass sie den Magen trotz ihrer erhöhten Kalorienzufuhr nicht füllen können und dadurch keine sättigende Wirkung haben. Um Kalorien einzusparen und gleichzeitig eine ähnliche oder sogar noch höhere Süßkraft zu erzielen, wird der Zucker in zuckerfreien Getränken durch Süßstoffe oder Zuckeraustauschstoffe ersetzt. So kann der Mensch in der Energiezufuhr sparen, um entweder abzunehmen oder zumindest nicht zuzunehmen. Dass dieser Effekt in geringem Maß tatsächlich erzielt werden kann, weisen wissenschaftlich hochrangig zu beurteilende, randomisiert kontrollierte Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach. Für Übergewichtige und Diabetes-Patienten haben zuckerfreie gegenüber zuckerhaltigen Getränken demnach einen Vorteil.

Zero-Getränke gehören, wie alle industriell hergestellten Lebensmittel, allerdings auch den ultrahoch prozessierten Nahrungsmitteln an, die aufgrund ihrer künstlichen Aromastoffe, Regulatoren und Stabilisatoren umfassenden Studien zufolge als gesundheitsgefährdend eingeschätzt werden. Zudem weisen Untersuchungen der WHO einen ganz minimal ungünstigen Effekt der Süßstoffe auf die Blutfette nach. Eine bedenkliche Wirkung auf kardiovaskuläre Risikofaktoren wie den Blutdruck oder die Blutfließgeschwindigkeit ist aber nur bei extrem hohem Konsum zu vermuten. Einige Langzeitbeobachtungsstudien, die auf ein erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen, Hirninfarkte, Krebs, Alzheimer und Demenz durch süßstoffgesüßte Getränke hindeuten, gelten aufgrund methodischer Schwächen als anfällig und wenig aussagekräftig. Demzufolge kann das Risiko für diese Erkrankungen auch durch andere Verhaltensweisen der Testpersonen und nicht nur durch den Konsum zuckerfreier Getränke bedingt sein. Die Annahme, dass Süßungsmittel beim Menschen Heißhungerattacken auslösen, wurde bisher ebenso wenig bestätigt. Da die in zuckerfreien Getränken verwendeten elf Süßstoffe sowie acht Zuckeraustauschstoffe bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) toxikologisch geprüft werden, gelten sie grundsätzlich als sicher. Wenn die vorgegebene Obergrenze überschritten wird, müssten die betroffenen Produkte vom Markt genommen werden.

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Der zugelassene Süßstoff Aspartam wird beispielsweise in Cola Light verwendet und sorgt für Kontroversen, da er bei Tierversuchen mit hoher Dosierung einen krebserregenden Effekt vermuten ließ. Die Übertragbarkeit auf den Menschen wurde jedoch nie hinreichend bestätigt, weshalb der Stoff bei Einhaltung der Dosierung als unbedenklich gilt. Wie der Liste der Inhaltsstoffe zu entnehmen ist, werden in Cola Zero mit Cyclamat, Acesulfam K und Steviolglycoside sogar noch drei weitere Süßstoffe zugesetzt. Somit möchte man erreichen, dass die Dosis jedes einzelnen Süßstoffes sowie dessen toxikologisches Risiko reduziert und ein ausgewogenerer Geschmack hergestellt werden.

Bei gelegentlichem Verzehr ist somit kein belegtes Gesundheitsrisiko abzuleiten. Erst bei einer hohen Dosierung und einem regelmäßigen Konsum von mehreren zuckerfreien Getränken pro Tag können die Süßstoffe einen chronischen Einfluss auf die Darmbakterien und die Blutfette haben. Ob dieser Einfluss wiederum wirklich schädlich ist, ist nicht erwiesen.«