Darf man fremde Katzen füttern?

Unser Leser hat eine scheinbar heimatlose Katze mit Futter versorgt – dann tauchten doch Eigentümer auf, die ihn baten, die Fütterungen zu unterlassen. Die Katze kommt allerdings immer noch vorbei. Darf er sie weiter verwöhnen?

Illustration: Serge Bloch

»Wir wohnen auf dem Dorf. Vor Kurzem ist in unserem Garten eine Katze aufgetaucht, die nach einer Phase der Zurückhaltung zutraulich wurde. Wir begannen, sie zu füttern. Wir gingen davon aus, dass das Tier kein anderes Zuhause hat und zu uns gezogen ist. Nun haben wir erfahren, dass die Katze einer Familie gehört, die sich einen Kater angeschafft hat, mit dem sich die Katze nicht versteht. Die Familie möchte, dass wir die Katze nicht mehr füttern, damit sie zurückkommt. Nach einer Woche ohne Fütterung ist die Katze aber immer noch bei uns. Auch wir haben sie ins Herz geschlossen. Dürfen wir sie wieder füttern?« Dominik E., Bamberg

Ich habe die schlechte Angewohnheit, mir auf Instagram Tiervideos anzu­sehen, und kann Sie nach Sichtung von Hunderten von Katzenclips nur warnen: Möglicherweise vertun Sie sich, wenn Sie glauben, dass diese fremde Katze Sie in ihr Herz geschlossen hat. Möglicherweise freut sie sich nur über zusätzliches Essen. Rechtlich ist die Sache so, dass niemand etwas gegen Sie unternehmen kann, wenn Sie dieses Tier hin und wieder mal füttern – aber versetzen Sie sich doch mal in die eigentlichen Besitzer hinein. Wie fänden Sie es, wenn Ihre Katze, die man schönerweise nicht in die Wohnung sperrt, sondern frei draußen herumlaufen lässt, von irgendwelchen fremden Leuten angefüttert und dadurch zutraulich gemacht wird, sodass sie irgendwann keinen Anlass mehr verspürt, zurückzukehren? Katzen sind ja, ich glaube, darüber ist sich die Menschheit mittlerweile recht klar, nicht die treuesten aller Tiere. Sie gehen höchstens mal versehentlich bei Fuß, hören auf ihre Namen nur, wenn es ihnen passt, und gehören tun sie sowieso niemandem, auch wenn das rechtlich anders sein mag. Aber in Wahrheit wohnen sie einfach nur bei irgendjemandem umsonst, lassen sich bedienen und streicheln, aber alles auf freiwilliger Basis, einfach nur, weil sie sich gelegentlich dazu herablassen, ihren jeweiligen Menschen einen Gefallen zu tun.

Bilden Sie sich auf den Besuch dieser Katze also nicht allzu viel ein. Mit Ihnen hat das womöglich viel weniger zu tun als mit dem Füttern, zu dem Sie sich irgendwann entschieden haben, wobei Sie die Schuld wohl gerne der Katze zuschieben möchten, aber lassen Sie uns ehrlich sein: Man füttert keine fremden Katzen. Es sei denn, um sie vor dem Hungertod zu bewahren. Aber ganz offensichtlich hätten Sie gerne eine Katze: Schaffen Sie sich eine eigene an!