Mit dem Elternwerden haben mein Mann und ich das Kurzurlauben in der eigenen Stadt entdeckt. Das Kind für eine Nacht bei Oma parken, Hotel buchen und (in unserem Fall) Hamburg aus Touristenaugen betrachten: Neues über die Stadt lernen, essen gehen in unbekannten Stadtvierteln. Weil diesmal nicht das Entdecken, sondern das Energietanken im Fokus steht, haben wir uns auf bekanntem Terrain eingebucht: Aus den Fenstern des »Gastwerk Hotels« in Bahrenfeld schauen wir beinahe auf den Garten unserer alten Wohnung. Verändert hat sich wenig im Viertel. Wir beschließen, das Hotel vor dem Check-out nicht mehr zu verlassen.
Das »Gastwerk« wurde im Jahr 2000 in einem sanierten Gaswerk eröffnet. Schon beim Betreten des 600 Quadratmeter großen Foyers steht man auf der Schwelle zur Geschichtsstunde: Es ragen die Überbleibsel einer Maschine gen Decke, 5000 Tonnen Kohle lagerten früher hier. Auch in den Zimmern erzählen Fotos von der Vergangenheit. Von der Eröffnung 1896 bis in die 1930er-Jahre hinein wurde hier das Stadtgas Hamburgs produziert. Nach dem Krieg lagerten Rohbenzol, Futtermehl und Autos in dem Backsteinbau, auch Künstler mieteten sich zwischenzeitlich ein. Das Gute: Man wandelt leichtfüßig zwischen Historie und Komfort des Hotellebens und befühlt auf dem Weg zum Spa die restaurierten Maschinen. Am nächsten Morgen freuen wir uns auf den Check-out: Jetzt wollen wir unser altes Viertel noch mal mit neuen, geschichtskundigen Augen entdecken.
Gastwerk Hotel Hamburg
Beim Alten Gaswerk 3, 22761 Hamburg
Tel. 040/89 06 20
DZ ab 126 Euro/Nacht (ohne Frühstück)