Wie geborgen ich die Nacht verbracht habe, begreife ich erst am Morgen, im Schiff der Kathedrale gegenüber des Hotels. 41 Meter Höhe misst das gotische Gewölbe, die Dachschrägen meines Zimmerchens keine zwei. So himmelsnah wird mir ganz schwindelig, also schnell zurück zur Unterkunft, einem schmalen Haus aus dem 17. Jahrhundert. Wie eingeklemmt sind die drei Stockwerke, zwei Suiten und 18 Zimmer mit altem Parkett, ein paar neue sind im Haus nebenan hinzugekommen. Roter Teppich über den knarzenden Stufen.
Es gibt keinen Fahrstuhl, hat mich Besitzer Monsieur Hocine am Telefon gewarnt. Aber das ist ganz gut so. Sonst übersähen die Gäste die Leseecken, die sich abseits der Treppe auftun, die gemütliche Terrasse, die alten Möbel, Bilder, das warme Licht der Lampen, halb so alt wie das Haus und doch sehr alt – und womöglich auch noch den Frühstücksraum, wo es jeden Morgen frisch gebackenen Kuchen gibt.
Dass dieses Hotel trotzdem nicht museal wirkt, liegt am gewissen Nichts. An einer leeren Wand, einem einfachen Vorhang, den schlichten Bädern. Hier hat niemand vergessen auszumisten, es ist das Interieur von Sammlern mit Geschmack. Lauter gut gewählte Einzelstücke, die stumm für eine Geschichte stehen, die sie nicht erzählen können.
Hôtel de la Cathédrale
Place de Chambre 25, F-57000 Metz
Tel. 0033/(0)387/75 00 02
Doppelzimmer ab 75 Euro.
Foto: Hôtel de la Cathédrale