Hätte Alma Mahler hundert Jahre später gelebt, wäre sie mit ihren Skandalen, Affären und Extravaganzen wöchentlich in Bunte und Gala vorgekommen. Die Witwe des Komponisten Gustav Mahler war eine umtriebige Frau: Muse mehrerer Wiener Künstler, Geliebte des Malers Oskar Kokoschka, Ehefrau von Walter Gropius und später von Franz Werfel. Mit Gustav Klimt, der ebenfalls irre in sie verliebt war, reiste Alma Mahler 1897 zu einem Konzert von Arturo Toscanini nach Venedig – und verliebte sich in die Stadt. 1922 kaufte sie ein kleines Haus in der Nähe der Basilica dei Frari, im ruhigen Stadtteil San Polo. Alma Mahler wohnte da bis 1935 mit Franz Werfel, ihrem dritten Ehemann. »Ich träume davon, völlig losgelöst von der Welt in meinem Häuserl in Venedig allein hinter der Steinmauer zu leben. Ein kleiner Garten, ein wirkliches Paradies«, schrieb sie. Heute ist Alma Mahlers Haus ein Hotel mit nur sechs Zimmern. Das Gebäude wirkt von außen unscheinbar, wer aber drinnen ist, fühlt sich wie in einer Landvilla, denn so ein Garten ist eine Seltenheit in Venedig. Aus den Fenstern blickt man auf Oleander, Hortensien und Palmen, an den Wänden hängen kostbare Gemälde aus Familienbesitz. Beim Cappuccino im Innenhof duftet es nach Rosen und Lavendel, Schmetterlinge schwirren um die Tische – eine ländlich anmutende Idylle, nur zehn Gehminuten von der Rialtobrücke entfernt. Es gibt sie noch, die romantischen, stillen Ecken im überlaufenen, lauten Venedig.
Hotel Oltre Il Giardino
San Polo 2542
30125 Venedig
Tel. 0039/041/275 00 15
Übernachtung im Doppelzimmer ab 180 Euro
Foto: Waltraud Grubitzsch