Kleines Zimmer. Kein Schreibtisch, kein Stuhl, Dusche statt Badewanne. Dafür plüschige Samtvorhänge, dicker Teppich, ein Dutzend Kissen auf dem Bett, sechs Pin-up-Fotos über der englischen Jagdszenen-Tapete, gut ausgeleuchtet. Ruft man den Aufzug, spricht eine laszive Frauenstimme: »Ich fühle mich von dir angezogen.« Im Gang und Treppenhaus jede Menge tiefdekolletierter Pin-ups an den Wänden, die Damen im Service tragen Perlenkette und lustige Frisuren. Auch der Name spielt auf die Vergangenheit des bahnhofsnahen Hauses als Stundenhotel an: »Pigalle« – benannt nach dem Pariser Viertel, das früher für Prostitution bekannt war.
Die Frauen, denen man nun im »Hotel Pigalle« in Göteborg begegnet, im Frühstücksraum oder an der Bar, sehen eher nach Geschäftsfrau aus, mit Sinn für verspielte Mottohotels. Vier junge Männer haben das »Pigalle« vor einem Jahr eröffnet, jetzt machen sie um die Ecke ein Mafia-Hotel auf, in Ystad an Schwedens Südküste haben sie ein Strandhotel errichtet, mit Yachthafen nach amerikanischem Vorbild. Das »Pigalle« ist schön, die Gegend super, das Vier-Gänge-Tagesmenü exzellent, die Bar immer voll, auch mit Laufkundschaft, und in der Lobby lümmelt man sich gern hin und bedient sich am Espressoautomaten. Nur eines ist den vier Spaßvögeln nicht zu verzeihen: antike Bücher als Deko, überall stehen sie herum, neu gedruckt, auf alt getrimmt, ungelesen. Mit Büchern treibt man keine Scherze.
Hotel Pigalle
Södra Hamngatan 2A
41106 Göteborg
Tel. 0046/(0)31/8025 21
DZ ab 154 Euro