Ich kannte Venedig nur als Touristin. Als Stadt am Wasser. Nun war ich für unsere Modeheft-Produktion zum ersten Mal zum Arbeiten dort und habe erst jetzt so richtig verstanden, dass Venedig für die Venezianerinnen und Venezianer keine Stadt am, sondern eine Stadt im Wasser ist. Sie gehen nicht zu Fuß, auf den befestigten Straßen und Wegen, die wir als Touristen kennen. Die Einheimischen fahren mit dem Boot. Und zwar überallhin.
Das hieß für unser Team: Kartons, Pakete und Koffer voller wertvoller Kleidung, Schuhe und Schmuck konnten nicht wie üblich vom Hotel ins Taxi zum Studio transportiert werden, sie kamen mit dem Postschiff und mussten dann von Boot zu Steg zu Boot zu Steg, eine ganz schön wackelige Angelegenheit. Glück für diejenigen, die eine eigene Anlegestelle haben, wie das »Hotel Bauer«, das seit 1880 in einem Palazzo direkt am Canal Grande residiert.
Bis auf zwei erholsame Nächte in einem riesigen Bett und einem herrschaftlich eingerichteten Zimmer, das die Schönheit des alten Venedig konserviert, hatte ich nicht viel vom Hotel und seinen Annehmlichkeiten, den zwei Restaurants, zwei Bars, den Bergen von Cornetti, die es im Hotel zum Frühstück gibt. Ich musste leider früher los.
Dafür durfte ich meinen Cappuccino im Morgengrauen allein auf der Terrasse trinken. Und von dort zusehen, wie sich der Nebel über dem Wasser lichtet, die ersten Boote wie schlaftrunken durch den Kanal knattern, wie die Stadt im Wasser erwacht und ich mit ihr.
Hotel Bauer Palazzo
San Marco, 1459, 30124 Venedig, Italien
Tel. 0039/041/5207022
DZ ab 223 Euro/Nacht.