Die WG-Atmosphäre ist gewollt in dem Hotel ohne Rezeption, ohne Zimmerservice, ohne Restaurant. Der Gast bedient sich selbst in der Bar, am Kühlschrank der Gemeinschaftsküche, im angeschlossenen Lebensmittelladen oder am vegetarischen Frühstücksbuffet im Wohnzimmer – und schreibt alles auf. Bisher klappt das. Und die Leute kochen tatsächlich in der Küche und laden sich gegenseitig ein (danke für das Risotto!). Sogar das Ein- und Auschecken mit Zimmercode läuft ohne Personal über einen Automaten. Man findet trotzdem bis abends eine Dame vom Hotel, die man um Hilfe bitten kann. Im Zweifel auch einen der Dauergäste, die sich für Monate in dem Hotel einbuchen. Abwaschen oder putzen muss man nicht.
Eine WG ohne Ekelfaktoren schwebte dem Besitzer vor, einem Frankfurter Immobilienhändler mit WG-Erfahrung und Auslandsstudium in Südafrika und Tansania. Vegetarier ist er und Musikliebhaber, deswegen das Tonstudio im Keller, in dem man aber auch Fußball schauen darf. So ein unkonventionelles Hotelkonzept würde man eher in Berlin-Kreuzberg erwarten als in Frankfurt-Sachsenhausen. Und der Hotelname? Ein Frauenname mit fiktiver Biografie, die sich in den verschiedenen Zimmern und Gemeinschaftsräumen niederschlägt. Diese Libertine, heißt es, war die Geliebte eines GIs. Was keinen Rückschluss auf die Gäste erlaubt: Die sind eher jung, Informatiker, Musiker, Touristen – und tatsächlich Banker.
Libertine Lindenberg
Frankensteiner Str. 20
60594 Frankfurt am Main
Tel. 069/66 16 15 50
DZ ab 99 Euro
Foto: Dieter Schwer